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Unsere Routenwahl an die Küste erwies sich als ideal, denn wir konnten ohne Umweg oder langer Suche auf der engen, kurvigen Howland Hill Road durch den Jedediah Smith State Park fahren. Wir waren überwältigt von den gigantischen Redwood-Bäumen einerseits, von der gesamten Strecke durch den Wald andererseits. Es war teilweise so eng, dass wir mit dem Truckli gerade so zwischen zwei dieser enormen Bäume durchfahren konnten. Die Strassenführung war wirklich gekonnt angelegt und wirkte nicht störend, denn sie bahnte sich ihren Weg zwischen und um die Bäume herum und man spürte förmlich, dass die Riesen schon sehr viel länger hier stehen als irgendwelche menschlichen Eingriffe ihre Spuren in die Landschaft geprägt hatten. Im Redwood Nationalpark machten wir eine längere Wanderung (Damnation Creek Trail) durch den Wald bis an die Küste und wieder zurück. Anschliessend führte unsere Route der Küste entlang und wir genossen den Weitblick, den wir in den Wäldern halt schon etwas vermissten. Nach einer abwechslungsreichen spektakulären Fahrt auf enger, kurviger Strasse durch die dem Pazifik vorgelagerten Hügel erreichten wir Petrolia und fuhren weiter nach Mattole Beach. Der von ein paar Dünen geschützte Campground und der Strand waren absolut traumhaft, die Plätze waren sogar mit Feuerstellen ausgestattet. Das Wetter hielt sich gut und es war so schön, dass wir uns entschieden, hier ein wenig zu verweilen und die Strandwanderung zum Leuchtturm unter die Füsse zu nehmen. Der Wind war stark, auf dem Hinweg kam er von hinten, der Rückweg war dann ein ganzes Stück rauher. Aber es war wahnsinnig schön und nach den vielen Wäldern taten die Weite des Meeres, die Dünen und kargen Hügel den Augen gut und für unsere Seelen gab es ganz viel Sonne und Helligkeit, so viel, dass wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück beschlossen, noch einmal zu bleiben und auszuruhen.
Anschliessend fuhren wir wieder ein Stück landeinwärts und auf der Avenue of Giants durch den Humboldt Redwood State Park nach Garberville zum Einkaufen. In Legget entschieden wir uns für die Küstenstrecke und bereuten es nicht. Wir hatten sehr schöne Abschnitte, allerdings war es mehrheitlich bewölkt und das Abendessen in Manchester fiel dann halt buchstäblich in’s Wasser. Kochen konnten wir noch knapp, unsere auch hier netten Nachbarn schenkten uns noch fixfertige Folienkartoffeln, essen mussten wir aber wieder einmal im Truckli, denn mittlerweile war alles nass. Die heissen Duschen genossen wir und auch die Annehmlichkeiten, die ein KOA Zeltplatz zu bieten hat.
Wir hofften, im Landesinneren ein wenig besseres Wetter zu finden und überquerten wieder einmal die Küstenberge, naja wir würden sie eher als grössere Hügel bezeichnen. Die Strasse war eng und kurvenreich und nicht im besten Zustand, es holperte und schüttelte und ging nur langsam voran. Hoch über dem Sonoma Lake machten wir uns auf dem riesigen, weitläufigen Liberty Glen Militär-Campground, der wunderschön in die Hügel gebettet lag und den wir nur mit einem unentwegten Zelter teilen mussten, einen gemütlichen Nachmittag. Leider sassen wir mehrheitlich im Truckli, da es relativ kühl war und ab und zu Regen sprühte. Man spürte gar nicht so richtig, dass es regnete, aber wenn man eine Weile draussen war, war man nass. Der nächste Tag begann etwa so, wie der vorangegangene aufgehört hatte und nach einer heissen Dusche im etwas düsteren Betonbunker machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal Richtung Weingebiete. Napa Valley ist ein recht typisches Weintal mit Rebbergen links und rechts der Strasse. Das bekannte Mondavi Gut besichtigten wir, die Weinprobe liessen wir aus...
Wir umfuhren San Franzisco – ein bisschen schweren Herzens, aber wir werden die Besichtigung später nachholen – und übernachteten nach einer sagenhaften Fahrt auf einem Bergrücken mit Aussicht auf das berühmte Silikon Valley und Palo Alto im Big Basin State Park, wieder einmal unter riesigen, dunklen, alten Bäumen, in einem Redwoods Park. Durch Artischoken- und Erdbeerfelder, vorbei an Avocado Plantagen, mitten durch die Gemüsegegend rund um San Franzisco fuhren wir nach Monterey und weiter nach Carmel. Das Städtchen wirkte reich und herausgeputzt, mit vielen Boutiquen und Bäckereien/Konditoreien, schön gepflegten Gärten und wohlhabend wirkenden älteren Menschen. Naja, vielleicht ein bisschen ein Vorgeschmack auf Florida?! Auf jeden Fall liessen wir uns von den Bäckereien verführen – einmal mehr mit einer gewissen Enttäuschung denn was aussah wie ein Kladderetatsch von daheim schmeckte halt trotzdem eher wie Zimtschaumgummi oder so...
Die Aussicht von der Küstenstrasse ab Carmel war atemberaubend und wir kamen fast nicht mehr vorwärts, denn immer wieder fuhren wir auf die Aussichtspunkte und schauten, schauten, schauten. Um einen Übernachtungsplatz zu finden, mussten wir ein Stück in die Hügel, eigentlich schon Berge, fahren und wenn wir das GPS nicht gehabt hätten, ich weiss nicht, ob wir dann so weit auf der engen, kurvigen, holprigen Naturstrasse Palo Colorado bis zum Botcher’s Gap gefahren wären. An Rand eines Steilhangs mit entsprechender Aussicht in die Wildnis gab es einen sehr schönen Zeltplatz, auf dem auch zwei bis drei Camper stehen konnten.
Big Sur als Ort erkennt man eigentlich nur an der Post. Sonst gibt es ein paar geschichtsträchtige Lodges, Restaurants und Häuser, in denen Berühmtheiten wie Henry Miller gewohnt haben oder deren Besitzer waren wie Orson Welles und Rita Hayworth mit dem Nepenthe. Mit meinem Cousin Guge besuchten wir in seinem uralten Volvo (Baujahr etwa 1978) den wunderschönen Pfeiffer Strand und machten bei schneidendem Wind und schmerzhaftem Sandtreiben einen kurzen Spaziergang. Auf der Weiterreise begann sich die Landschaft unmerklich zu verändern. Es wurde kahler und karger und trotz eines relativ grossen Sees vermochten sich Grünpflanzen lange Zeit fast gar nicht mehr zu behaupten. Wir hatten im Sinn, noch vor dem Yosemite-Parkeingang im National Forest auf einem von anderen Reisenden empfohlenen Zeltplatz zu übernachten, aber als wir in die Zufahrt einbogen war diese geschlossen – nicht wegen dem Shutdown diesmal, sondern wegen eines riesigen Waldbrandes, der da gewütet hatte und immer noch nicht überall ganz gelöscht worden war. Pech für uns! Es war bereits später Nachmittag und wir wussten nicht so recht, wohin wir uns wenden sollten. Die Ranger Station war geschlossen und als einzige Information hing eine Karte mit dem Waldbrandgebiet und allen geschlossenen Zeltplätzen. Nur zwei waren noch offen, wir fanden sie einfach nicht auf der Karte. Wir fuhren noch ein Stück weiter bis zu einem Aussichtspunkt, der den Blick auf verkohlte Hügel und Bergflanken freigab. Da stand dann auch – trotz Arbeitsverbot – ein Ranger und erklärte uns, dass wir hier nirgends sicher übernachten könnten. Er war sehr begeistert von unserem Truckli und fotografierte es von hinten und vorne und schenkte uns schliesslich eine Detailkarte des riesigen Stanislaus National Forest Gebietes mit den zwei offenen Zeltplätzen. Damit liess sich leben und nach einer guten halben Stunde Fahrt über eine schmale Staub- und Steinstrasse fanden wir so etwas wie Campgebiet im Montgomery Gulch. Wir waren wieder einmal mutterseelenallein irgendwo in einem Wald, kochten uns ein schönes Znacht, dachten wehmütig an Guge und Jane zurück und schliefen dann tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Die Tioga Passstrasse war eindrücklich und landschaftlich etwas ganz Neues, umso ärgerlicher waren deshalb diese massiven Einschränkungen wegen des Shutdown für uns. Wir sahen vom Park also genau all die Aussichtspunkte, die man von der Strasse aus (trotz Absperrbändern und aufgestellten Blockade-Hütchen) sehen konnte. Allenthalben quetschte sich ein Camper oder sonst ein Auto auf ein Plätzchen, das ein Landschaftsfoto möglich machte, das konnten auch die wenigen Ranger, die noch unterwegs waren, nicht verhindern. Am Monolake machten wir dann endlich unseren ersten Spaziergang und bewunderten die Tuffsteinformationen, die sich am und aus dem See erheben und wie Urgesteine in der Landschaft stehen. Weiter ging’s Richtung Süden und wieder in einen National Forest zu einem Zeltplatz, der evtl. offen sein könnte – war er aber auch nicht... Wir fuhren zu einem etwa 20 m hohen Lavastrom, dem sogenannten Obsidian Dome ganz in der Nähe und auf einem kleinen schrägen Schotterweg bis ganz zuhinterst und beschlossen, hier zu übernachten. Es war später Nachmittag und wir rechneten eigentlich damit, dass wir noch weggewiesen würden, aber es kam niemand und wir verbrachten einen schönen Abend und eine ruhige Nacht im Schutz des riesigen Lava-Walles mit seinen glänzenden schwarzen Gesteinsbrocken.
Schon wieder ein wenig versöhnt mit den Einschränkungen des Shutdown und gut aufgelegt fuhren wir weiter Richtung Lone Pine. Auch hier gab es weder eine geöffnete Rancherstation noch ein geöffnetes Visitor Center. Nach einigem Suchen fanden wir schliesslich das Büro der Chamber of Commerce und erhielten dort eine handgemalte Karte der Alabama Hills und erfuhren, dass wir da überall frei stehen und übernachten konnten, denn auch hier waren die Campgrounds allesamt geschlossen und abgesperrt. Also suchten wir uns ein Plätzchen in den wunderschönen Steinformationen entlang der Movie-Road. Hier wurden seit den 40er Jahren mehr als 400 Western gedreht und man findet überall Tafeln mit Bildern aus ebendiesen Filmen, die an genau diesen Stellen gedreht wurden. Wir waren begeistert von dem Ort, von der Stille und davon, wie sich das Gestein farblich je nach Stand der Sonne veränderte. An vielen Stellen waren Spazierwege zu besonders markanten Felsen angelegt und die Zeit verging die wie im Flug. So fuhren wir erst am 9. Oktober bei nicht mehr ganz so schönem Wetter ins Death Valley und erwarteten eigentlich eine ziemliche Hitze. Aber das erlebten wir dann doch ziemlich anders: In Panamint Springs zwischen zwei Pässen tobte gerade ein Sandsturm und schon auf der ersten Passhöhe hatten wir trotz Pullover nicht wirklich warm beim Spaziergang zum Aussichtspunkt. Auch hier mussten wir feststellen, dass genau die Durchfahrtsstrasse offen, jedoch keinerlei Abstecher in irgend eine Richtung möglich und die öffentlichen Campgrounds alle geschlossen waren. Einzig in Furnace Creek gab es eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem privat betriebene Zeltplatz. Die als reizvollste Strecke beschriebene Strasse von Fournace Creek nach Shoshone via Badlands war ebenfalls gesperrt und so mussten wir uns mit der wahnsinnig schönen Aussicht auf die in allen Farben leuchtenden Berge am Zabriskie Point, einmal am späten Nachmittag und einmal am Vormittag, zufrieden geben. Es hatte uns so gereut, dass wir weder den golden Creek erwandern, noch den Artists Drive fahren konnten! Dafür liessen wir es uns später in den Tecona Hotsprings südöstlich von Shoshone gut gehen.
Auf der 6.5 km langen Brückentrasse überquerten wir den Columbia River und erreichten Astoria in Oregon. Nach Spaziergang und Einkauf ging’s weiter südwärts auf der 101. Erst nach einiger Zeit folgte sie wirklich der Küste und es gab sehr schöne Ausblicke auf die auch hier wilde und rauhe Pazifikküste, die sich im Sonnenschein präsentierte. Am Sand Lake machten wir Halt und erstiegen auf einem Spaziergang die recht hohen Dünen, die den Ozean von der Strasse trennen. Hier hatten ATV’s und ORV (Off-Road-Vehicles) ihre Spuren gezeichnet. Der Abschnitt ist für diese 4x4 Fahrzeuge, die wir schon in verschiedensten Ausführung in unterschiedlichsten Gegenden angetroffen hatten, freigegeben. Als wir dort waren, war allerdings kein „Verkehr“ und die Gegend wirkte relativ ruhig und abgeschieden. So richtig wollten wir die Dünen aber erst im State Park weiter südlich geniessen und so übernachteten wir in Lincoln City in einem State Park am Devils Lake. Wie waren wir enttäuscht, als das Wetter am nächsten Morgen umgeschlagen hatte und sich wieder von der garstigen Seite zeigte!
Irgendwie fühlten wir uns immer noch nicht so ganz „heimisch“ in den USA. Wir waren immer noch ein wenig planlos und unsicher, was wir wann wo wie machen wollten. Und die Umstellung von der Einsamkeit Kanadas an die doch recht touristische US-Westküste hatten wir unterschätzt. Die von allen so gerühmte Strasse 101 hatte bisher sicher ganz schöne Abschnitte, aber wir hatten sie uns eindrücklicher vorgestellt. Obwohl sie auch als Biker-Strecke ausgeschildert war, hätte ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs sein wollen hier: zu viel Verkehr auf zu enger Strasse.
Die Oregon Dünen waren unsere vorläufig letzte Station am Pazifik und sie waren wirklich eindrücklich, trotz weitgehend fehlender Sonne. Die bis zu hundertfünfzig Meter hohen Sandberge und riesigen Sandflächen ohne Vegetation waren die verschiedenen Abstecher und nasskalten Füsse wert.
Trotz des nicht einladenden Wetters entschieden wir uns, die Küste zu verlassen und Richtung Vulkane zu fahren, erstes Ziel war der Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark. Die Fahrt durch ein schönes Flusstal, mit Roosevelt Elks in Sichtnähe der Strasse, die mit vielen Aussichtspunkten ausgestattet war, war bereits wieder einsamer und so langsam begannen wir uns an die USA zu gewöhnen. Wir befolgten den Rat aus dem Reiseführer und übernachteten ein ganzes Stück vor Crater Lake 800m tiefer. Es gab da ein schönes Erholungsgebiet mit verschiedenen sehr grossen Zeltplätzen (derjenige, den wir eigentlich wollten war allerdings geschlossen) und auf dem Thielson View Campground waren wir wieder einmal praktisch allein. Es war doch schon relativ kalt und angesichts der Feuchte (von unten und von oben) verzichteten wir auf ein Feuer und machten es uns im Truckli gemütlich. Wir montierten wieder einmal unseren Tisch, kramten unsere Karten-Spiele hervor, stellten die Heizung an und genossen die Wärme. Am Morgen lauschten wir noch eine ganze Weile dem rhythmischen Toktok der Regentropfen im warmen Schlafsack. Es brauchte gerade ein wenig Überwindung, aufzustehen, in die feuchtkalten Kleider zu steigen und draussen den Benzinkocher für’s Zmorgekafi in Gang zu bringen. Wir, ehrlicher gesagt Urs, raffte sich dann aber auf und unser Tag konnte beginnen. Die Fahrt zum Crater Lake war kurvig und stellenweise recht steil, die Aussicht eine graue Nebelmasse, die sich nicht auflöste. Der Regen ging so langsam in Schneegestöber über und ab und zu prasselte Graupelschauer gegen die Windschutzscheibe. Die Strasse, die rund um den See führt, wurde von den Rangern gerade geschlossen. An einem der vielen Aussichtspunkte auf dem Weg zum Visitor Center, bei denen wir dennoch anhielten, erhaschten wir einen Blick auf das Seeufer. Das Dunkelblau des Sees war zu erahnen... So mussten wir die Gegend halt auf Postkarten und Prospekten bewundern. Wer weiss, vielleicht kommen wir ja auf unserer zweiten Runde bei besserem Wetter noch einmal hier vorbei. Auf jeden Fall entschieden wir uns nun definitiv, die Reise der Küste entlang fortzusetzen. Auch diese Strecke führte uns wieder durch ein sehr schönes Flusstal und je tiefer die Lage desto wärmer wurde es wieder, nur die Sonne machte sich immer noch rar. In der Nähe der Oregon Caves (Tropfsteinhöhlen, auf deren Besichtigung wir angesichts des Wetters, des Strassenzustandes und des geschlossenen Visitor Centers für Auskünfte verzichteten) übernachteten wir wieder im Wald, wieder ohne Feuer und wieder mit montiertem Truckli-Tisch. So langsam sehnten wir uns nach einem hellen, sonnigen Plätzchen, wo wir den Abend wieder einmal am Feuer verbringen könnten. Also, nichts wie los an die Küste.
Die Einreiseformalitäten in die USA gestalteten sich auch in Vancouver Island im Fährterminal denkbar einfach und unkompliziert. Wir mussten mit dem Pass in ein Büro, damit er eingescannt werden konnte, die Grenzbeamtin staunte über unsere Aufenthaltsdauer, die wir in Alaska bekommen hatten und fragte, was wir denn so lange in den USA wollten. Mit der Antwort „reisen“ war sie zufrieden und das war’s. Wir fuhren auf’s Schiff und pünktlich zur Abfahrt begann es zu regnen und hörte nicht mehr auf bis wir am späten Abend im Olympic Nationalpark in den USA auf dem „Heart of the Hills“ Campground im Wald mit einem kalten Picknick-Nachtessen im Bauch einschliefen. Am nächsten Morgen sahen wir vor lauter Nebel fast nicht, wo wir überhaupt gelandet waren am Vorabend und den Aussichtspunkt, der von hier aus zu „er-fahren“ gewesen wäre, liessen wir sausen, stockten stattdessen unsere Vorräte – vor allem die Frischprodukte – wieder auf im Dorf und tankten unser Auto voll. Dann fuhren wir weiter Richtung Regenwald und Küste (kannten wir ja schon ein wenig von Vancouver Island her) und machten am Mittag eine kleine Wanderung zu den hübschen Marymere Wasserfällen. Die Fahrt beendeten wir auf einem Campground bei den heissen Quellen in Sol Duc. Das Wetter war nach wie vor nicht berauschend, aber zum Baden reichte es alleweil. Wir weichten uns so richtig ein – obwohl die Schwebepartikel im warmen Wasser den Verdacht aufkommen liessen, dass da schon einige vor uns ihre abgestorbenen Haut im Wasser gelassen hatten – und fühlten uns nach der ausgiebigen Seifendusche wieder wunderbar sauber. So langsam hatten wir ein wenig genug von feuchtem Regenwald und Regen/Nebel und hofften, mit der Küstenroute im Westen ein wenig sonnigeres Wetter zu bekommen und vor allem wieder mehr Helligkeit. Die Tage wurden jetzt bereits spürbar kürzer und im Wald mit bewölktem Himmel hatten wir oft schon gegen 19 Uhr zu wenig Tageslicht zum Lesen. Daran hatten wir uns überhaupt noch nicht gewöhnt – die langen Tage im hohen Norden hatten uns in den letzten Monaten echt verwöhnt. Am Rialto Beach zeigte sich dann wirklich die Sonne und die Nationalparkküste lud uns zu einem beeindruckenden Spaziergang ein: wild und wellig das Meer, über und über mit Schwemmholz übersät der Strand. Auf einer weiteren Wanderung, diesmal wieder durch Feuchtwald, fanden wir einen Küstenabschnitt mit einem grossen Felsloch, durch welches einmal im Tag (später Nachmittag wahrscheinlich) die Sonne scheint, ebenfalls voller Treibholz, wildromantisch und menschenleer. Wir fuhren noch ein Stück weiter in der Hoffnung auf einen Zeltplatz am Meer. In Kalaloch wurden wir fündig: Wir standen auf einem hellen sonnigen Plätzchen mit schönem Blick auf den Strand, gerade richtig für unser Truckli. Wir folgten der 101 weiter Richtung Oregon und ganz im Südwesten von Washington machten wir in Ilwaco, im Cape Disappointment State Park richtig Halt und beschlossen auch gerade, hier zu bleiben. Der Park hatte einen sehr schönen Zeltplatz am Strand und ein gutes Angebot an kleinen Wanderungen. Wieder einmal etwas mehr Bewegung tat uns beiden gut. Die Spaziergänge zu den beiden Leuchttürmen, einer nur noch für Touristen, der andere immer noch in Betrieb, beide in wunderschöner Umgebung, waren erholsam.
Als ich von den heissen Quellen zurück kam, stand das Zelt unserer vier koreanischen Nachbarinnen immer noch nicht wirklich, es war etwa auf halber Höhe überall wo es möglich war festgebunden, aber die Stangen, die das Ganze halten sollten, hatten die Damen nicht gefunden in ihrem Durcheinander. So mussten sie zu viert in einem halb aufgestellten Zelt schlafen. Aber sie hatten’s lustig. Sie lachten die halbe Nacht und immer, wenn es ein bisschen ruhiger wurde, prustete die nächste wieder los. Am nächsten Morgen kamen die Stangen doch noch zum Vorschein aber damit war das Zelt noch lange nicht aufgestellt. Mit vereinten Kräften schafften wir es schliesslich. Ganz einfach war es nicht, denn die vier Frauen wirkten jeweils recht autonom und jede steckte und band und befestigte irgendwo irgendwie irgendwas und nur Urs, als Mann halt, konnte sich durchsetzen und erklären, wie was geht. Am Schluss wurde auf jeden Fall geklatscht und gedankt und keine halbe Stunde später hatten wir schon einen fix fertig gekochten koreanischen Lunch mit Kimchi, Reis und Fleisch und gegen Abend wurde das Zelt zur Karaoke-Bühne: jede der Frauen sang, was die Kehle hergab.
...und als Folge davon geschlossene Nationalparks und öffentliche Einrichtungen. Informationen waren schlecht zu bekommen, wir erfuhren lediglich, dass Durchfahrtsstrassen offen gehalten würden. Der Ärger wurde dann noch grösser als wir feststellen mussten, dass auch ausserhalb des Nationalparks alle National Forest-Zeltplätze geschlossen und abgesperrt waren. Zuerst überlegten wir uns, trotzdem hinein zu fahren (beim einen oder anderen wäre das möglich gewesen), dann lasen wir aber die gesetzliche Grundlage, die zur Anwendung käme bei Zuwiderhandlung und liessen es dann bleiben.
Bei der obligaten Kontrolle von Oel und sonstigen Flüssigkeiten im Motor stellte Urs ziemlich konsterniert fest, dass unser Keilriemen fehlte. Die Teile, welche nicht hinaus fallen konnten, hingen noch im unteren Teil des Motors. So hiess es also Ersatzteile auspacken und Keilriemen montieren. Mit vereinten Kräften schafften wir es und waren echt erstaunt, dass er weder quietschte noch sonst irgendwie Schwierigkeiten machte. Stolz tranken wir nach unserem Werk einen wohlverdienten schönen Apéro.
... Zu Hause hätten wir weiche Better und Rindsbraten", würde jetzt in Karli Knöpflis Aufsatzheft stehen. Ein Steinbruch war es nicht gerade, aber schon eher ein Parkplatz als ein Zeltplatz und genau zur Kochenszeit setzte der Regen ein. Mit Mühe konnten wir unser Znacht unter der rückwärtigen Tür kochen und mussten drinnen essen, obwohl wir uns den Abend anders vorgestellt hatten.
Der Campground, auf dem wir schlussendlich übernachteten, war für uns ein Erlebnis der besonderen Art, denn wir waren die einzigen Gäste ohne ORV (Off-Road-Vehicles), obwohl wir mit unserem Truckli wahrscheinlich auch in die Dünen gekonnt hätten, aber nichts riskieren wollten. Es waren schon ein wenig spezielle Menschen, die hier ihrem Hobby frönten. Liebevoll stellten sie ihre Fahrzeuge zur Schau, putzten und polierten die Gefährte, montierten die unverzichtbaren Fähnchen, damit sie in den hohen Dünen gesehen werden, liessen den Motor aufheulen und wieder abschwellen, aufheulen und wieder abschwellen, bis es dann endlich losging auf den Dünenritt. Für einen Spätnachmittag, Abend und einen Morgen ist es lustig, länger hätten wir aber dann doch nicht bleiben wollen.
Die Ankunft in den USA war nicht ganz so einfach wie wir uns das eigentlich vorgestellt hatten. Wir spürten ja schon in Kanada, dass es uns recht schwer fiel, das wunderschöne freundliche Land zu verlassen, aber dass wir uns so schwertaten im neuen Reiseabschnitt, erstaunte uns. Es hing sicher mit dem schlechten Wetter zusammen, das uns daran hinderte im Olympic Nationalpark den Teil, den wir eigentlich besichtigen wollten, auch wirklich zu sehen. Aber das allein konnte es nicht gewesen sein. Irgendwie waren wir nicht mehr ganz so neugierig, ein wenig zu müde, um neue Bilder aufzunehmen und uns auf neue Situationen einzustellen. Die Boeing Werke, die für Urs einmal ein Thema waren, waren es nicht mehr und Seattle, das ich eingentlich besichtigen wollte, fand ich auch nicht mehr so spannend... So trödelten wir halt ein wenig der Westküste entlang und ganz langsam fanden wir unsere Reiselust wieder.