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Es war so wunderbar! Pünktlich zu Björns sechzigstem Geburtstag kamen wir gerade rechtzeitig zum Fest nach Rüttenen. Unsere Überraschung war, nicht zuletzt dank Stofers, absolut gelungen. Praktisch niemand wusste von unserem Kommen und so waren Staunen und Freude riesig. In der folgenden Zeit waren wir fast ein wenig überwältigt von den vielen Einladungen, den Geburtsagsfesten, dem fröhlichen Beisammen sein. So viele liebe Menschen wollten uns sehen, kochten für uns, schenkten uns ihre Zeit. Danke, danke, danke. Wir haben es so unglaublich genossen und auch ein wenig wehmütig daran gedacht, dass wir die Gesellschaft von Familie und Freunden schon vermissen, wenn wir so ganz einsam irgendwo an einem wunderschönen Ort sind und das Erlebnis nicht mit euch allen teilen können.
Die fast sechs Wochen vergingen wie im Flug. Familie, Freunde und Bekannte treffen, das Nötigste (vor allem Bürokratisches) erledigen, jeden Abend jemanden treffen, essen, trinken, plaudern und erzählen, dann lange schlafen und wieder los... So sahen unsere Tagesabläufe aus.
Der Höhepunkt war aber dann doch Muetis (Mutter von Barbara) achzigster Geburtstag. Wir feierten ihn alle gemeinsam: Kinder, Grosskinder, letztere teilweise bereits mit Anhang, und Urgrosskinder. Schöner hätte es nicht sein können und Mueti genoss den Tag sichtlich.
Fast ein wenig zu schnell mussten wir dann wieder packen und Abschied nehmen. Von Nico bekamen wir zwei Tafeln Schokolade mit auf den Weg – es hat uns fast zu Tränen gerührt: der grösste Schoggitiger schenkte uns strahlend sein Lieblingsschleckzeug! Auch Noé und Gianna drückten uns noch einmal fest, und da sassen die Tränen dann schon locker. Ein wenig traurig ob der Abschiede, aber auch wieder voller Vorfreude, machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Truckli, das brav in Big Sur gewartet hatte. Nach zwei Tagen in San Francisco konnten wir es wohlbehalten wieder in Besitz nehmen und wir schlafen - nach Katzen füttern, Blumen giessen und was es sonst noch zu tun gibt als "care taker" (nur für eine Woche bei Guge und Jane) - wie die Murmeltiere in unserem Dach-Bett.
Durch eine flache Wüstenlandschaft mit Bergen links und rechts und geradeaus in der Ferne fuhren wir bei heftigem Wind fast drei Stunden schnurgeradeaus, bis wir auf die Zufahrt zum Nationalpark Joshua Tree einbogen. Es war langweilig und faszinierend zugleich: Am Strassenrand blühten noch ein paar Blumen, das Land sonst war ausgetrocknet und bis auf in lockeren Abständen wachsende Büsche kahl und braun. Wir fragten uns, ob es hier nach einem Regenguss wohl grün werden würde...
Im Joshua Tree angekommen, fuhren wir zu den kleineren Campgrounds in den Felsen und fanden ein schönes, leider nicht sehr windgeschütztes Plätzchen für unser Truckli. Nach einem Ausflug in den Cholla Cactus Garden verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag mit Internetseite basteln, lesen/schreiben, und einfach ein bisschen sein. Gegen Abend nahm der Wind noch zu; trotzdem krochen wir einen Stock höher unter die Decke und versuchten zu schlafen. Aber unser Dachzelt knatterte und schlug und machte solchen Lärm, dass wir gegen Mitternacht entschieden, nach unten zu zügeln. Dann schliefen wir aber recht gut und liessen uns von der Sonne wecken. Schon beim Frühstücken mussten wir die Sonnenbrille aufsetzen und so war der ganze Tag: Sonnig und windig. Wir machten die Rundwanderung zur Lost Horse Mine und dann rings um den Berg durch ein wunderschönes Tal voller Joshua Trees in allen Grössen und Formen und mit den ersten Blüten. Es war traumhaft. Am Aussichtspunkt Keys View mussten wir uns fast festhalten am Geländer, so stark war der Wind, dafür war es aber klar und wir konnten den Andreasgraben und weiter bis nach Palm Springs sehen. Am nächsten Tag stand der Ryan Mountain auf dem Programm. Vom Gipfel aus bewunderten wir eine Landschaft, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Wüste, Berge (teilweise mit Schnee), Weite – eine Kombination, die unglaublich schön und wild, bizarr und fremd ist.
Ein bisschen schweren Herzens verliessen wir den wirklich sensationellen Joshua Tree Nationalpark Richtung Westen. Nach so viel Natur sehnten wir uns wieder einmal nach einer heissen Dusche! Wir hatten im Internet gesehen, dass es in Simi Valley eine auf Toyota Landcruiser spezialisierte Garage gab und wollten deshalb möglichst in die Nähe fahren, damit wir uns am Morgen relativ früh auf die Suche machen konnten. Da die Strasse durch die Gabriel Mountains noch schneebedeckt und geschlossen waren, umfuhren wir das Gebiet nördlich und fanden in Acton, südlich von Palmdale schliesslich einen KOA Campground.
Die Suche nach der Garage in Simi Valley gestaltete sich schwieriger als gedacht und als wir sie endlich fanden, war sie nicht mehr als Garage in Betrieb, sondern nur noch als Ersatzteilversand. Dumm gelaufen, aber die Frau, die gerade ins Büro kam, gab uns zwei Adressen mit dem Hinweis, dass uns da sicher geholfen werden könne. Also suchten wir weiter. Die nächste (und bereits letzte) Station war ein Toyota Landcruiser Sammler, der die ganz alten Modelle restauriert, sammelt aber offensichtlich auch entsprechende Aufträge ausführt. Obwohl es zunächst nicht ganz danach aussah (unser Auto mit dem Aufbau war zu hoch) konnten sie uns unser Chassis schmieren. Sie mussten wirklich die Kardanwelle abnehmen, dann ging’s. Netterweise checkten sie gerade den ganzen Unterbau und wiesen uns darauf hin, dass vorne links an der Achse Oel bzw. Fett austritt. Das sollten wir bei der nächsten Gelegenheit fixieren lassen, sie könnten das leider nicht, da sie das entsprechende Ersatzteil nicht hätten. Als wir bezahlen wollten, winkte der nette Werkstattchef ab und zeigte auf den Besitzer des Geschäftes: Ist alles offeriert vom Chef! Wir staunten nicht schlecht, bedankten uns herzlich und nahmen uns vor, hier noch einmal einen Service/Check zu machen, bevor wir die USA endgültig Richtung Mexico verlassen. Froh darüber, dass nun endlich wieder einmal alles geschmiert war und etwas beunruhigt wegen dem Leck, machten wir unseren nächsten Halt in Santa Barbara, dem berühmten Badeort an der Westküste. Dann ging’s weiter nordwärts bis nach Santa Ynez, wo wir einen annehmbaren Campground fanden.
Die nächste Etappe war nicht mehr so lang, in Pismo Beach machten wir unseren nächsten Stop. Wir schauten uns den Strand genau an, bevor wir uns ins sandige Gelände wagten. Aber unser Truckli meisterte die Sandpiste problemlos und irgendwo am wunderschönen Strand und in sicherer Entfernung vor der recht starken Brandung richteten wir uns für den restlichen Tag und die Nacht gemütlich ein. Offenbar hatten nicht alle ein so gutes Fahrzeug wie wir... Schon bald wurden wir Zeugen einer professionellen Abschleppung eines festgefahrenen Autos. Es war schön, auf den Sonnenuntergang zu warten und dabei die Brandungsfischer zu beobachten. Nicht weit von uns hatte sich ein anderer Camper niedergelassen, den wir aber am anderen Morgen nicht mehr sahen denn die Flut hatte während der Nacht seinen Standplatz überspült. Wir hofften für ihn, dass er rechtzeitig weggefahren war.
So langsam näherten wir uns wieder Big Sur. Im Reservat Piedras Blancas beobachteten wir Seeelefanten, die sich faul an der Sonne räkelten. Es waren hauptsächlich Jungtiere, die sich noch dort aufhielten, die Eltern waren grösstenteils wieder im weiten Meer unterwegs. Nur ein paar vereinzelte Mütter waren noch bei ihrem Nachwuchs anzutreffen. In Big Sur bezogen wir wieder unser Quartier bei Guge und Jane und konnten vom „Adlerhorst“ aus die wieder nordwärts ziehenden Grauwale beobachten. Auch unzählige Delfine waren unterwegs und wir genossen die Aussicht.
Am Montag dann brachte uns Guge nach Monterey, wo wir den Flughafenbus nach San Francisco nahmen, im Flughafen auf die Bart umstiegen und dann mitten im Zentrum unser Hotel Club Donatello bezogen. Superschön und bestens gelegen. Sofort nach der Ankunft machten wir uns auf zur Golden Gate Brücke. Wir hatten gelesen, dass man sie bei schönem Wetter sofort besuchen sollte – meistens sei sie im Nebel. Aber das war die ganzen drei Tage nicht der Fall. Die Stadtwanderung hatte uns auf jeden Fall sehr gefallen und gut getan. Alles ist renoviert und herausgeputzt, eine Villa an der anderen. Man fragt sich aber halt schon, wer das alles bezahlen kann. Wahrscheinlich sind auch hier die „Dotcomer“ die Besitzer, die sich alles leisten können...
Auch die nächsten zwei Tage verbrachten wir wandernd und staunend in dieser hellen, luftigen, grünen Stadt, fühlten uns wohl und freuten uns aber auch auf die Heimkehr, die ja die grosse Überraschung werden sollte.
Wir gewöhnten uns langsam an die Sonnenaufgänge im Trucklibett, schön warm unter der Schlafsackdecke mit „offenen Fenstern“! Bei wunderbarem Wetter erreichten wir die Carlsbad Caverns und wählten den Fussweg, der in engen Serpentinen relativ steil in den Berg hinunter führte. Überall rechts und links waren Höhlen mit Tropfsteinen, mal sahen sie aus wie gefrorene Brunnen, mal wie Vorhänge oder aber verzierte Säulen. Dann wieder waren die Felsen mit kleinen Kalkablagerungen übersät, die an Popcorn erinnerten. Nach etwa zwei Kilometern Abstieg gelangten wir in die grosse Halle, die absolut imposant war. Eine riesige Höhle, gefüllt mit verschiedensten Tropfsteinformationen. Das Ganze war sehr schön dezent beleuchtet und wir konnten eine Rundwanderung von fast einer Stunde machen. Wieder an der Oberfläche (per Lift), genossen wir die Aussicht, denn der Eingang der Höhlen lag an einer Hochplateau-Kante, die den Blick auf die Weite der Chihuahua Halbwüste freigab. In der Nähe von Carlsbad in einem sehr schön angelegten Statepark bei einem Stausee übernachteten wir. Nach Sonnenuntergang bekamen wir auch hier wieder Besuch von den Hoppeltieren und hörten die Kojoten in der Prärie heulen.
Am Morgen noch vor Sonnenaufgang weckte uns ein starker Wind, der unser Truckli schüttelte und an den Zeltwänden zerrte. Wir harrten noch ein bisschen aus, aber das war schon fast ein Sturm, also standen wir wohl oder übel auf und stellten fest, dass auch Kochen mit dem Benzinkocher nicht wirklich lustig werden würde. Also packten wir die Gelegenheit beim Schopf und probierten den Tauchsieder aus, den Vreni uns gebracht hatte. Er funktionierte tadellos und die Batterie war anschliessend auch nicht leer. Gut zu wissen! Nun war White Sands unser nächstes Ziel. Nach kilometerlanger Fahrt durch weitere Prärie, immer noch Chihuahua-Halbwüste, durchquerten wir die Sacramento-Berge, wo sich die Skigebiete der Region befinden. Auf ca. 2'600m ü.M lagen noch die letzten Schneefelder, es war aber alles „closed for season“. Dann ging es steil bergab bis in die nächste Ebene nach Alamogordo. Nicht weit davon entfernt befindet sich das National Monument White Sands, das zu besichtigen wir vor hatten. Dummerweise hatten sie ausgerechnet an diesem Tag einen Missile-Test der dazu führte, dass die Strasse vorübergehend geschlossen war. Kurz vor vier wurde der Park geöffnet und wir fuhren in diese seltsame, wirklich fast schneeweisse Dünenlandschaft. Nur war die Zeit jetzt fast zu knapp, um noch eine Rundwanderung zu machen. Der Wind hatte aufgefrischt und so konnten wir förmlich zuschauen, wie die Dünen wanderten – zumindest die Staubwolken waren gut zu sehen. Wir fuhren zurück in den Oliver Lee State Park, damit wir allenfalls noch einmal einen Besuch und eine richtige Wanderung machen konnten.
Das taten wir dann auch. Wir waren bereits kurz nach acht Uhr reisefertig (eine Leistung für uns!). Die Landschaft war grossartig, die Dünen wirklich schneeweiss, der Himmel wiewohl nicht immer ganz blau, so doch recht sonnig und der Wind wehte wie wir’s langsam gewohnt waren. Nach einer mehr als dreistündigen Sandwanderung die Dünen hinauf und wieder hinunter waren wir froh, unser Truckli wieder zu sehen. Ohne die eingeschlagenen Wegweiser-Stöcke würde man sich in dieser weissen Welt wohl heillos verirren. Mittlerweile war schon mehr als Mittag vorbei und wir machten uns auf die Weiterfahrt Richtung City of Rocks, einem Statepark, der uns verlockend erschien für die Übernachtung. Es war ein wenig wir in den Alabama Hills, nur eben viel kleiner. Die Zeltplätze lagen weit verstreut und schön in die Felsen gebettet, mit Tischen und Feuerstellen. Leider pfiff auch hier der Wind recht stark durch die Felsen und machte das draussen Sitzen fast unmöglich.
Unser Weg führte weiter durch das Tal des Mimbres River zu den Gila Cliff Dwellings. Die Strecke war grossartig. In diesem wunderschönen Flusstal hatten wir zum ersten Mal das Gefühl von Frühling. Auf den Bäumen dem Ufer entlang lag ein leichter Grünschimmer und vereinzelt entdeckten wir weiss oder rosa blühende Bäume bzw. Büsche in der Nähe von Häusern. Die Strasse war recht eng und führte in engen Kurven durch das Gebirge. Zeitweise befanden wir uns wieder massiv über 2'000m ü.M und es war wieder merklich kühler in diesen Höhen. Gerade rechtzeitig für die Führung durch gut erhaltene und restaurierte Höhlengebäude in riesigen Felsüberhängen, erreichten wir das Monument. Es war schon eindrücklich, wie hier die Mogollon Indianer so um 1200 gebaut und gelebt hatten. Die Rancherin hatte viel zu erzählen und tat dies mit Begeisterung. Wir verbrachten einen windigen restlichen Nachmittag an der Sonne und genossen die Stille und die Einsamkeit hier oben. In der Nacht merkten wir aber schon, dass wir wieder einmal auf 1'700m ü.M schliefen, denn es wurde eiskalt und wir rückten eng zusammen unter dem Schlafsack.
Das Wetter war immer noch prächtig (abgesehen vom Wind) und wir den Weg über Silver City zum Chiricahua National Monument unter die Räder, diesmal wieder einem Naturwunder. Weil für den nächsten Tag schlechtes Wetter angesagt war, fuhren wir am späten Nachmittag hoch hinauf zum Massai Point, um die Aussicht auf die seltsamen Felsformationen, aus denen dieses Monument besteht, zu bestaunen. Da hat es Orgelpfeifen-Felsen, Türme, Höhlen, und Felsen, bei denen man das Gefühl hatte, sie müssten jeden Moment hinunter fallen und andere, die aussahen wie irgendwelche Fabelwesen. Wir machten einen Spaziergang in den Echo Canyon, konnten aber nicht die ganze Wanderung machen, weil es dafür schon zu spät war. Wir hatten für den nächsten Morgen trotz schlechtem Wetterbericht den Shuttle-Bus zum Echo Canyon Trailhead gebucht und machten die 12 km Wanderung durch die Felsformationen gemeinsam mit Claudia und Thomas, unseren „neuen Bekannten“ aus München. Das Wetter hielt sich gar nicht schlecht, erst gegen Schluss gab es die ersten Tropfen. So gegen 13 Uhr waren wir zurück – gerade rechtzeitig, denn da setzte der Regen dann wirklich ein und hörte nicht mehr auf. Wir verbrachten seit langer langer Zeit wieder einmal einen Nachmittag im schön trockenen und geheizten Truckli.
Am anderen Morgen strahlte die Sonne bereits wieder und wir verabschiedeten uns von Claudia und Thomas, die heute bis in den Catalina State Park in der Nähe von Tucson wollten. Wir hatten unsere Etappe noch nicht so genau geplant und nur unseren ersten Sightseeing-Halt in Tombstone festgelegt. Die Landschaft war wunderschön, trocken und mit Teddybär-Kakteen (Prickly Pear Cactus) übersät , mit vielen Farmen und Kühen, die sich von den ganz trockenen Gräsern ernährten und im Hintergrund waren immer Berge zu sehen. Tombstone lebt nur vom Tourismus und der Revolverheldengeschichte um Wyatt Earp, Doc Holiday und anderen Western-Grössen. Jeden Tag laufen Shows, bei denen der „Gun Fight at O.K.Corral“ gegen den Clanton Clan nachgestellt wird. Naja, zum Herumschlendern ganz nett, aber mehr dann auch nicht. Die Landschaft auf der Weiterfahrt wurde karger, die Farmen weniger und wir näherten uns langsam der Sonora Wüste. Immer wunderlicher wurden die Kakteen, die Formen und Farben veränderten sich merklich. An den Strassenrändern begann es zu blühen und der Frühling machte sich immer stärker bemerkbar. Und dann sahen wir die ersten Saguaro Kakteen wie Armleuchter in der Landschaft stehen, dazu die Chain Fruit Cholla Kakteen, die dann eher aussehen wie grüne Bäumchen, deren verzweigte Äste mit grünlich-weissen Bürstchen besetzt sind. Ganz fantastische Farben und Formen und Strukturen – wir konnten uns fast nicht satt sehen. Tucson selber erschien uns gross und wir blieben mehr oder weniger auf der Umfahrungsstrasse, die aber alles zu bieten hatte, sogar einen Trader Joe’s. Wir beschlossen, ebenfalls zum Catalina State Park zu fahren, denn wir mussten ja noch einen Oelwechsel machen, wieder mal unser Truckli schmieren, waschen und ein wenig putzen – housekeeping halt eben. Die Infrastruktur hier schien uns dafür geeignet. Schönes Wetter, heisse Dusche, alte/neue Bekannte und einen wunderschönen Platz mitten in den Saguaro Kakteen am Fuss der Berge im Coronado National Forest, welche zum Wandern einluden. Was will man mehr!
Wir kochten ein Risotto zum Znacht, luden Claudia und Thomas dazu ein, verbrachten einen gemütlichen, leider etwas kühlen Abend zusammen. Erst als auch die Wolldecke nichts mehr nützte, verschwanden wir in unsere kleinen „Wohnungen“. Am nächsten Morgen stand bei uns der Oelwechsel auf dem Programm. Es lief alles gut, nur das Schmieren des Chassis war wieder ein Problem. Trotz der nun korrekten englischen Ausdrücke, mit denen wir erklären konnten was zu tun wäre, konnten sie die Fettpresse an den hinteren Schmierpunkten nicht ansetzen. Unser Truckli wurde also nicht richtig versorgt und war da vermutlich auch nie geschmiert worden... Zurück auf dem Zeltplatz packten wir unsere Rucksäcke und machten gemeinsam mit den Ernsts die geplante Wanderung in den Romero Canyon bis zu den Romero Pools. Der Weg war relativ steil, führte aber durch eine wunderschöne Berglandschaft mit Kakteen und den ersten Frühlingsblumen, einer wahnsinnigen Aussicht in die Wüste und eben den Pools, die zum Baden noch zu kalt, für die Füsse aber gerade richtig erfrischend waren. Zum Znacht kochte Thomas ein Chili con Carne, von der Menge her sah es aus, als ob wir den halben Zeltplatz noch mitverköstigen wollten, aber wir assen alles auf! Unglaublich aber wahr. Ich schlief dann allerdings nicht ganz so gut, denn ich hatte definitiv zu viel im Bauch.
Tucson ist bekannt für sein Flugzeugmuseum und die riesigen Abstellflächen ausrangierter Flugzeuge. Mich interessierte das nicht sonderlich und da Thomas und Claudia sich dieses Areal ansehen wollten, hatte Urs zwei Gspähnli und ich blieb „zu Hause“ und verbrachte den Tag mit Lesen, Schreiben und Englisch lernen gemütlich an der Sonne, die ab und zu von Schleierwolken verdeckt wurde und genoss die Ruhe. Gegen Abend kamen dann die anderen wieder zurück, begeistert von den eingemotteten Flugzeugen und mit Trader Joe’s Einkäufen. Wir konnten auch an diesem Abend nur mit Wolldecke und auch so nicht allzu lange draussen sitzen, denn sobald die Sonne untergegangen war, wurde es rasch ziemlich kühl. Schade, die Abende mit den Ernsts waren wirklich gemütlich.
Nachdem wir noch die letzten Tipps und Daten ausgetauscht hatten, peilten wir den Joshua Tree Nationalpark an. Erste Station war der Lost Duchman State Park bei Apache Junction. Wir bekamen gerade noch für eine Nacht einen Platz auf dem Overflow Campground, wunderschön gelegen wieder in einem Kaktusgarten mit Saguaro-, Cholla- und anderen Kakteen und Bergen im Hintergrund. Wir fuhren noch ein Stück auf dem Apache Trail in die Berge und kehrten bei den Tortilla Flats wieder um. Es war traumhaft schön. Die Gegend ist so trocken und karg und doch so reich an Pflanzen und Formen, es war fast nicht zu glauben. Und es blühte überall gelb und blau und orangerot und manchmal rotviolett. An den Strassenrändern zeigte sich der Frühling bereits in voller Blüte.
Zeitig am Morgen fuhren wir weiter bis Parker, nahe der Grenze zu Kalifornien, und suchten uns da einen Zeltplatz am Ufer des Colorado River. Die Gegend wäre schön gewesen, aber der Campground fürchterlich voll und eng und riesig. Wenn der Preis und die Ecke für Zelte nicht gestimmt hätten, wir wären nicht geblieben. So aber konnten wir Guge telefonieren und uns in Big Sur anmelden, noch einmal schön duschen vor der erneuten „Wildnis“ und unsere Vorräte ergänzen, damit wir wieder drei bis vier Tage Brot und Wasser hatten. Mit anderen Lebensmitteln hatten wir ja sowieso nie ein Problem. Der Abend war überraschend mild und wir sassen viel länger draussen als bis jetzt üblich. Es war unsere letzte Nacht in Arizona und wir genossen es, dass die Zeit noch nicht umgestellt war und der Abend noch ein bisschen länger hell war.
Unser erstes grosses Ziel in Texas war Houston mit seinem Space Center, das wir besichtigen wollten. Das Wetter war und blieb garstig: winterlich kalt, regnerisch und windig. Nach einer anstrengenden Fahrt durch Houston bis zum Space Center war dessen Besichtigung äusserst interessant. Das Zentrum ist immer noch aktiv, das heisst, hier arbeiten Tausende von Menschen daran, den Weltraum weiter zu erforschen und irgendwann in fünfzehn bis zwanzig Jahren mit Menschen auf dem Mars zu landen. Die ganze Geschichte der Raumfahrt ist sehr gut aufgebaut und dokumentiert. Mit einem Trämli fährt man auf dem riesigen Gelände verschiedene Stationen mit Sehenswürdigkeiten an, unter anderem auch die ehemalige Kommandozentrale, von der aus die Flüge zum Mond begleitet wurden. Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich war schon 15 Uhr. Wir bestiegen unser Truckli wieder und fuhren bis an’s Meer, wo wir am Strand ein schönes Plätzchen zum Übernachten fanden. In Texas darf man an den öffentlichen Stränden frei übernachten und wir genossen das Meeresrauschen und die Einsamkeit nach der Grossstadt-Hektik auf der Strasse.
Bei schönem aber kaltem Wetter fuhren wir weiter und wollten eigentlich wieder am Meer übernachten. Der Wind blies aber so stark am wunderschönen Strand, dass wir wieder landeinwärts fahren mussten. Ausserdem war es so kalt, dass wir nicht erpicht waren auf einen längeren Strandspaziergang. Dann fanden wir überraschend ein Plätzchen am Colorado River und konnten das Truckli so stellen, dass hinten die Sonne hinein schien und der Wind schön von vorne kam. So konnten wir windgeschützt sitzen und dann waren auch die Temperaturen angenehm. Das Grill-Feuer für unsere Steaks war bei diesem Wind schnell verglüht, es reichte gerade knapp zum Braten.
Das Wetter wollte nicht besser werden, eher im Gegenteil. Und wir wollten eigentlich in dieser Gegend State Parks besuchen und Wasservögel beobachten. Aber bei diesem Wind und diesen Temperaturen konnten wir uns Gemütlicheres vorstellen. Wir blieben in Magnolia Beach, aber es war nur kalt und nur unfreundlich und wir verbrachten den Tag mehr oder weniger im Truckli. Als es ums Znacht kochen ging war schnell klar, dass da draussen mit dem Benzinkocher gar nichts zu machen war. Wir schalteten unser (Rest-)Gas für Notfälle wieder ein und kochten uns eine heisse Suppe! Das erste Mal seit unseren ersten Reisewochen, dass wir nicht draussen kochten! Nach einem „Ausflug“ zu den Toiletten, entschieden wir uns für einen weiteren Trucklitag und reisten nicht weiter. Gegen Abend fuhren wir ins Dorf und verköstigten uns bei McDonalds. War aber nicht wirklich berauschend, wir kochen eindeutig besser.
Am nächsten Morgen hatte sich der Wind ein wenig beruhigt und für uns wurde es Zeit, in das bekannte Aransas Wildlife Preserve weiter zu reisen. Hier verbringen die Whooping Cranes (eine vom Aussterben bedrohte Kranichart), die in Kanada brüten und ihre Jungen aufziehen, den Winter. Wir sahen zwei von den Vögeln, ansonsten aber eher wenig Wasser- und andere Vögel und auch sonst versteckten sich die Tiere gut vor uns. Landschaftlich ist die Gegend topfeben und ausserhalb der geschützten Gebiete erstrecken sich die für die Aussaat vorbereiteten schwarzen Felder bis an den Horizont. Wir mochten uns gar nicht vorstellen, wie man solche Riesenflächen bestellt. Die Maschinen, die man bei den Farmen stehen sieht, machen da schon Sinn.
Die State Parks und die Wildlife Refuges waren bestimmt von Marschland mit Lagunen und Flüssen, Salz-, Brack- und Süsswasser-Tümpeln und viel Grasland. Die Tiere sind da nicht einfach zu entdecken, aber wir genossen die Spaziergänge nach zwei Trucklitagen extrem. Auch im Goose State Park, unserer nächsten Destination, machten wir noch einen langen Spaziergang bis zum Fischerpier, wo ein Vater mit seinen Kindern auf Krabbenfang aus war. Sie hatten zwei grosse Körbe mit je einem Truthahnhals bestückt und versenkten diese im Wasser in der Hoffnung, eine Krabbe würde vom Fleisch angelockt und liesse sich fangen. So lange wir zusahen, hatten sie kein Glück. Wir sammelten noch ein bisschen Anfeuerholz und grillierten unsere Steaks wieder einmal auf richtig schön glühender Holzkohle. Auch Essen konnten wir wieder einmal draussen – ein perfekter Abend!
Im Vogelschutzgebiet Padre Island, einer Nehrung im Golf von Mexico, die sich über ungefähr hundert Kilometer von Corpus Christi südwärts erstreckt, machten wir unseren nächsten Stopp. Wir fanden einen wunderschönen Platz am Strand. Es war so neblig, dass wir nach einem Spaziergang unser Truckli erst sahen, als wir fast schon daneben standen – gottlob kann man sich am Strand fast nicht verirren. Wir reservierten einen Vogelbeobachtungsausflug mit einer Rangerin für den nächsten Morgen. Das Wetter war sosolala, der Nebel hatte sich ein wenig gehoben und es war nicht kalt. Wir sahen wieder weisse Pelikane, leider wieder nur aus der Ferne und viele verschiedene Enten, graue Kraniche und Schneegänse. Die Rancherin fuhr mit uns zu einem Süsswasserteich, auf dem tausende von Enten schwammen, offenbar bleiben sie zusammen, damit sie ihren Rückflug im frühen Frühling wieder gemeinsam antreten können. Am Nachmittag hatte das Wetter bereits wieder umgeschlagen und so fuhren wir langsam wieder an unseren Strand zum Kochen und Nächtigen.
Am nächsten Morgen kochten wir unseren Kaffee wieder im Truckli – es war bitterkalt und windete dazu noch relativ stark. Wir fuhren nicht ganz glücklich nach Corpus Christi und waren gar nicht so richtig motiviert zum Weiterreisen bei diesem Hudelwetter. Im McDonalds schauten wir uns noch einmal den Wetterbericht an, der für den nächsten Tag eigentlich recht schönes Wetter prognostizierte. Also fuhren wir wieder zurück an unseren Strand. Nur hatte der Wind noch stärker zugenommen und ein wenig gedreht, so dass auch das Kochen nicht ganz einfach war. Aber wir hatten noch Reste zum Aufwärmen und so ging es relativ rasch. Als wir in unser Bett schlüpften, windete es bereits sehr stark und böig. Um Halb drei zügelten wir dann einen Stock tiefer und schlossen unser Dach, damit wir doch noch ein bisschen ruhig schlafen konnten.
Endlich wurde unser Ausharren mit blauem Himmel belohnt. Obwohl noch immer eisig kalt, sah die Welt wieder freundlicher aus und die Sonne vermochte hinter den Scheiben sogar ein wenig zu wärmen. Die Insel sah wunderschön aus mit ihren kargen trockenen Gräsern, den live Oaks, den Tümpeln und Stränden und der artenreichen Vogelwelt. Aber die weissen Pelikane waren und blieben nur mit Fernglas beobachtbar – sie sassen weit draussen auf kleinen Inselchen. Nach einer letzten Rundfahrt fuhren wir landeinwärts nach San Antonio, mehrheitlich durch Landwirtschaftsgebiet. Die Felder waren so weit vorbereitet, dass bald einmal angepflanzt werden konnte, höchstwahrscheinlich Baumwolle, denn Texas ist nicht nur Oel- und Fleisch- sondern auch ein grosser Baumwollproduzent. Wir stellten uns vor, wie es wäre, wenn alle die Felder am Blühen wären... Aber man kann nicht alles haben. Am Nachmittag erreichten wir San Antonio und der KOA Zeltplatz lag wirklich ideal: eine Bushaltestelle vor dem Tor und die AT&T Arena mit dem Rodeo in der Nähe, so dass sie locker zu Fuss erreichbar war. Nach all dem schlechten Wetter und der Feuchtigkeit waren wir froh, wieder einmal alles lüften zu können. Es war richtig wohlig am Abend, in ein gut gelüftetes und sehr trockenes Bette zu schlüpfen. Die Luftfeuchtigkeit war hier längst nicht mehr so hoch wie an der Küste und so waren auch Abend und Nacht nicht mehr feuchtkalt, sondern nur noch kühl. Aber um draussen zu essen reichte es locker.
Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Weg zu unserem Rodeo, dessen Rahmenprogramm (oder umgekehrt?) eine Viehschau war, die vor allem vom Farmernachwuchs bestritten wurde. Von den Knaben und Mädchen wurden Kälber und Munikälber, Ziegen und Schafe vorgeführt. In Gruppen von jeweils 10 Stück wurde begutachtet und beschrieben, gelobt und kritisiert. Immer die zwei allerschönsten jeder Gruppe durfte bleiben bis zur Endausscheidung. Welch ein Jubel, wenn eine Siegerin oder ein Sieger feststand! Wir staunten ob der Grösse des Anlasses – offensichtlich geben sich die Farmer hier in Texas wirklich Mühe, ihren Nachwuchs für die aufgewendete Mühe zu belohnen und die Motivation für das Farmerleben zu erhalten. Wir amüsierten uns auf jeden Fall sehr und das Rodeo am Abend war ein Erlebnis der anderen Art: Reiten auf bockenden Pferden mit und ohne Sattel, Reiten auf Stieren, Einfangen eines Kalbes mit dem Lasso zu zweit und es dann auf den Rücken legen, dasselbe noch einmal, nun aber allein und mit Zusammenbinden der Hinterbeine... Offenbar muss man das als Cowboy auf einer Farm beherrschen. Frauen und Kinder kamen auch vor: Die Frauen ritten ein Rennen rings um drei Fässer und die Kinder im Vorschulalter machten ihr Rodeo auf langhaarigen Schafen – Sieger wurde der Junge, dessen Schaf am längsten gerade aus gelaufen war, denn so rutschte er nicht so schnell herunter wie alle anderen. Das an die Show anschliessende Konzert hörten wir uns nicht mehr in seiner ganzen Länge an – auf uns wirkte es mehr wie strukturierter Lärm, aber wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten... Spannend waren die Zuschauer rings um uns: Das Wichtigste war bei fast allen das Handy – es wurde immer in der Hand gehalten, entweder zum Schreiben oder um Geschriebenes zu lesen – dann musste gegessen und getrunken werden, ab und zu schaute man in die Arena und feuerte gerade jene an, die im Moment in Action waren und beim Konzert sang man mit, wenn man nicht gerade den Mund voll hatte oder eine SMS am Schreiben war – ein Riesenfest!
Der nächste Tag war San Antonio-Tag. Die Stadt ist wunderschön, gar nicht amerikanisch, dafür sehr spanisch. Wir besuchten die Überreste der Schlacht von Alamo (mitten in der Stadt stehen die Ruinen der Mission, die damals verteidigt wurde) und machten einen langen Spaziergang dem Fluss entlang. Beidseitig war ein Spazierweg angelegt, wunderschön mit tropischen Pflanzen und Bäumen, Steinmauern und Bogenbrücken und unzähligen Restaurants auf beiden Seiten. In allen konnte man draussen sitzen und auch draussen essen! Das war richtig ungewohnt für uns, denn sogar im warmen Florida mussten wir solche Restaurants suchen. Der mexikanische Markt vermochte uns nicht so sehr zu beeindrucken, ganz im Gegensatz zur mexikanischen Küche, die wir in einem der Restaurants am Fluss genossen.
Wir planten wieder einen längeren Fahrtag und machten uns auf Richtung Amistad Recreation Area. Zuvor stockten wir aber unsere Vorräte noch einmal auf, denn wenn wir das richtig einschätzten, hatten wir nicht mehr allzu viele Gelegenheiten dazu, die Gegend, durch die wir fuhren, wurde zusehends einsamer und abgelegener. Amistad ist das Gebiet um einen Staudamm, das Wasser ist je nach Jahreszeit und Niederschlagsmenge weit weg vom Campground oder näher. Wir liessen uns von einem Ranger im Visitor Center beraten und fuhren dann zu seinem Lieblingsplatz. Die Gegend war seltsam reizvoll, sehr trocken die karge Vegetation und wir sahen auch kaum Tiere, nicht einmal die Hasen, die uns vom Ranger versprochen worden waren. Der Abendspaziergang zum Seeufer hinunter war trotzdem schön, etwas windig zwar, aber nicht wirklich kalt.
Und dann ging es weiter durch die texanische Prärie, es gab immer weniger Dörfer und wenn es noch ein Ansammlung von Häusern gab, waren sie zur Hälfte verlassen und dem Zerfall preisgegeben. Hier in der trockenen Steppe wird nichts mehr angebaut, die Leute leben offenbar von der Viehzucht. Die wenigen Ranches erkennt man daran, dass am Strassenrand ein Tor mit dem Namen der Ranch steht und ein Weg irgendwohin führt. Zu sehen waren die meisten der Höfe nicht, aber das Land war eingezäunt. Zu unserer Linken war die mexikanische Grenze zeitweise in Steinwurfnähe und die US-Grenzpatrouillen fleissig unterwegs. Zum ersten Mal wurden wir kontrolliert. Ein Drogenhund wurde um unser Truckli geführt und der Beamte wollte unsere Papiere sehen. Unsere Pässe befanden sich jedoch noch in unserem Versteck und wir schauten den Mann etwas ratlos an – mit Erfolg, denn er liess uns ohne Kontrolle passieren. Wir fragten uns, wie wirksam man eine solche Grenze wie die zu Mexiko in dieser Wildnis wirklich kontrollieren konnte. In Marathon, einem kleinen Dorf, wieder zur Hälfte verlassen, tankten wir noch einmal und fuhren dann südwärts in die grosse Schlaufe des Rio Grande in den Big Bend Nationalpark. Am Eingang erklärte uns der Ranger die Camping- und Wandermöglichkeiten. Wir hatten eigentlich schon einen Plan, wie wir fahren und wandern wollten (vor allem wegen der sehr begrenzten Duschmöglichkeiten in der jetzt schon ziemlich grossen Hitze), mussten unsere Pläne aber umstellen, da der Zeltplatz, den wir ansteuerten, voll war. So fuhren wir für die erste Nacht ins Rio Grande Village mit einem sehr schönen Natur Trail an den Fluss und in die Hügel. Wir kamen gerade richtig für den Sonnenuntergang und genossen die Wärme und die Farben, das Licht, das in der Wüste (Chihuahua!) so unglaublich intensiv ist am Abend und auch am Morgen, bei Sonnenaufgang (den wir aber in der Regel verschliefen). Unser Holz, das wir so sorgsam gehütet und mitgeschleppt hatten, war ziemlich nutzlos hier, denn Holzfeuer waren strengstens verboten, verständlich bei dieser Trockenheit und dem Wind, der ab und zu recht kräftig blies. Am nächsten Morgen fuhren wir nur ein kurzes Stück zurück und machten Halt bei den Hot Springs, die nicht gar so hot waren aber überaus reizvoll mit einem Bassin zum drin sitzen, das wohl vor ewigen Zeiten einmal gebaut worden war. Die Quelle liegt direkt am Rio Grande und das Wasser fliesst aus dem Bassin in den Fluss. Wir genossen das Bad, weichten uns ein und auf im warmen Wasser und lauschten dem Rauschen des Flusses. Dann spazierten wir zurück zum Auto und fuhren weiter in den Chisos Basin Zeltplatz, der fast 2'000 Fuss höher lag als das Village. Die Temperaturen waren aber nach wie vor recht hoch und wir schwitzten auf jeden Fall ziemlich stark auf unserer Wanderung zum Window, die durch die knochentrockene Vegetatiion zu einer Felsspalte führte, welche den Blick auf die Chihuahua Wüste und weitere Berge freigab. Vor allem der Rückweg, auf dem wir bis zur Lodge und dem Visitor Center noch eine gute Meile aufwärts anhängten, war heiss und wir merkten, dass unsere Fitness etwas gelitten hatte in den letzten Monaten. Früh am nächsten Morgen nahmen wir den Lost Mine Trail unter die Füsse und waren begeistert. Die Aussicht ganz oben war grossartig und auf dem ganzen Weg gab es Beschreibungen über die Pflanzen, die hier anzutreffen waren. Super! Bereits am frühen Nachmittag waren wir zurück auf dem Zeltplatz und genossen die Sonne und die Wärme, chnuschteten, was es gerade so zu tun gab.
Auf der Weiterfahrt machten wir noch einmal eine schöne Wanderung, diesmal durch die Wüste und eher flach, aber nicht weniger eindrücklich als die bergigen Touren. Die Pflanzenwelt war für uns absolut unglaublich: Spitze, schmale, lanzenförmige Blätter zu Igeln angeordnet, rundliche winzige Blätter an Büschen, leuchtend gelbe Blümchen am Boden aus dem Nichts, breite, fleischige und mit Stacheln bewehrte Blätter der Aloe vera, dann wieder andere Agaven mit Blättern eher wie Scheifpapier, dafür ohne Dornen, einige mit Blüten, andere bereits abgestorben mit verdorrten Blütenständen, stachelige Stengel die wie Kakteen aussahen, aber keine waren und dann wieder solche, die es waren und auch so aussahen. Wie es hier wohl sein mag, wenn es je einmal geregnet hat?
Wir entschieden uns, noch eine Nacht im Backcountry zu verbringen und holten uns das nötige Permit beim Ranger. Dann hatten wir noch eine schöne Offroad-Strecke zu bewältigen, die unser Truckli aber problemlos meisterte. Mitten in der Wüste, im Nichts übernachteten wir unter einem Sternenhimmel, wie wir ihn schon lange nicht mehr gesehen hatten. Und die Stille, die uns umgab, war ebenfalls eindrücklich und sehr wohltuend. Keine Hunde, keine Generatoren, keine Autos, einfach nichts als Natur und wir zwei. Sogar unseren Kühlschrank fanden wir ein bisschen störend, wenn er sich einschaltete... Am Morgen erwachten wir relativ früh und konnten den Sonnenaufgang aus dem Trucklibett bewundern, schön unter der Decke und wohlig warm, mit weit geöffneten Zeltwänden hinter dem Fliegengitter. Romantischer geht fast nicht!
Nach dem Frühstück fuhren wir dann die Strecke, diesmal im Morgenlicht, zurück und und wanderten durch den Saint Elena-Canyon. Aber auch hier war der Rio Grande nicht wirklich „grande“, aber das wussten wir ja bereits. Dafür war die Schlucht, die er sich gegraben hatte, umso eindrücklicher. Auf dem Parkplatz trafen wir Claudia und Martin, Schweizer, die mit einem alten VW-Bus und momentan mit einem deutschen Töfffahrer-Paar unterwegs sind. Wir tauschten die Adressen und denken, dass wir uns im Verlauf der Reise sicher mal wieder sehen werden. Ein wenig später, trafen unsere Nachbarn aus dem Chisos Basin Zeltplatz auf ihrer Vespa ein – ebenfalls auf der Suche nach dem Rio Grande...
Über eine Gravelroad ging es weiter Richtung Terlingua und in den Big Bend Ranch State Park, wo wir noch einmal eine Nacht in der Chihuahua Wüste verbrachten. Tagsüber windete es immer recht stark, bei Sonnenuntergang stellte der Wind dann aber irgendwie ab und es war schön ruhig. Der Sternenhimmel war auch hier wieder imposant – schade nur, dass wir die Sternbilder so gar nicht kennen.
Wir fuhren dem Rio Grande entlang bis Presidio und dann durch eine bergige Wüste wieder Richtung Norden. Die Landschaft wurde wieder total flach und weit, links in der Ferne stiegen die Davis Mountains aus dem Dunst empor, rechts von der Strasse die Barrilla Mountains. Der Balmorhea State Park war unsere nächste Destination, allerdings war die Bezeichnung State Park für uns etwas hoch gegriffen, denn ausser einer Quelle mit einem riesigen Pool, mit einem naturbelassenen Grund, relativ tief, und offenbar mit verschiedenen Bewohnern, gab es nicht viel zu sehen. Auf den Zeltplatz hatten wir wieder total nette Nachbarn aus Bellingham, die uns mit vielen guten Tipps zu den Utah Parks versorgten und uns auch ihre Adresse und Telefonnummer gaben, falls wir mal in der Nähe sein sollten.
Wir fuhren zeitig los legten auf einem topfebenen Hochplateau auf etwa 1’200 m Höhe Kilometer um Kilometer zurück. Diesmal waren es die Sierra Diabolo Mountains und die Delaware Mountains, die uns so quasi aus der Ferne einrahmten. Es ist unglaublich wie flach und weit und trocken dieses Land hier ist und eigentlich recht lebensfeindlich wirkt. Aber kaum scheint die Sonne nicht mehr und die Dämmerung bricht herein, hoppelt es von links und rechts und die Hasen wagen sich aus ihren Höhlen. Es gäbe hier auch viele andere Lebewesen, die wir aber nicht sahen (und ein bisschen froh waren darüber, denn Taranteln und Skorpione und Klapperschlangen betrachten auch wir lieber nur auf Bildern). Für uns immer wieder faszinierend waren die Pflanzen, die hier wachsen können, eigentlich mit nichts als Sonne und Wind und ab und zu ein paar Tropfen Wasser, auf die sie oft monatelang warten müssen. Im Guadalupe Nationalpark angekommen, machten wir eine Wanderung zu den Smith Springs durch die wunderschöne aber knochentrockene Wüstenlandschaft dem Bergrücken entlang und standen nach etwa einer Stunde wirklich im Schatten vor recht hohen Bäumen, die meisten leider noch ohne Laub, vor einem Bächlein, das kleine Pools bildete und munter ins Tal rauschte. Solche Quellen machten es den frühen Siedlern möglich, in dieser Gegend von der Landwirtschaft zu leben und eine Familie zu ernähren – einfach war es sicherlich auch mit Wasser nicht. Mit der Wanderung durch den McKittrick Canyon am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Texas, einem imposanten Bundesstaat: Die Landwirtschaft mit Viehzucht und Baumwollplantagen im Landesinneren, die nicht schöne, aber wirtschaftlich bedeutsame Oelindustrie der Küste entlang, die Vogelschutzgebiete, die Wüsten- und Berglandschaften, die abgelegenen Ranches in der Prärie, die Weite und Abgeschiedenheit im ganzen Süden: eine Vielfalt, die wir so eindrücklich nicht erwartet hatten.
Wir fuhren weiter westwärts, alles der Küste entlang, und die Landschaft veränderte sich zusehends, je näher wir dem Mississippi-Delta kamen. Alles pfanneneben, viel Sumpfgras, Kanäle und Flüsse. Wir wissen nicht, wie viele Brücken wir überquerten bis wir an der Stadtgrenze angekommen waren. Die Fahrt mit dem Shuttlebus vom Zeltplatz in die Stadt dauerte fast eine Stunde und der Chauffeur machte gleich ein bisschen Sightseeing mit uns. Er zeigte uns Gebiete, die von „Katrina“ völlig verwüstet worden waren, Grundstücke, die immer noch unbebaut sind und erzählte, wie hoch das Wasser wo gestanden war. Wir fuhren durch das Gartenquartier, eine Gegend, mit wunderschönen Villen entweder aus Holz oder neugriechisch mit Säulen aus Stein zwischen Bäumen und Gärten. Wir schauten uns zuerst im French Quarter um, dem eigentlichen Herzen der Stadt, in dem die Zerstörung nicht so total war im angrenzenden Nordosten, der von der ärmeren, meist farbigen Bevölkerung bewohnt wurde. Am Nachmittag gab es im National Historical Center ein kleines Konzert einer Navy-Band und auf dem French Market probierten wir eine Art Sandwich mit Olivensalat, Muffalettas genannt, die für die Gegend typisch sind. Anschliessend fuhren wir mit dem Trämli zum bekanntesten Friedhof – leider war er schon geschlossen. Die Friedhöfe hier sind eine Sehenswürdigkeit, weil die Verstorbenen nicht in der Erde begraben werden können (zu nass, zu viel Wasser), sondern oberirdisch in Mausoleen zur letzten Ruhe gebettet werden. Zurück in der Stadt wurde es bald Zeit für die Rückfahrt und halb erfroren kamen wir erst gegen 19 Uhr wieder im Truckli an – die Energie reichte nur noch für Tomatensuppe und Brot... (was absolut ausreichend war). Für den nächsten Tag hatten wir Abendprogramm vorgesehen. Wir entschieden uns für die Bourbon Street zum Flanieren und anschliessend die Frenchmen Street für einen Jazz Club und zum Essen. Es war absolut super. Im Snug Harbor, einem alten, traditionsreichen Jazz Lokal, in dem auch einheimisches Publikum anzutreffen ist, genossen wir ein typisches, superfeines Cajun-Znacht und hörten anschliessend ein Jazzkonzert mit ausgezeichneten Musikern. Die meisten der vielen Musiker hier sind nicht berühmt und machen nicht das grosse Geld, haben aber zu leben – nicht in den Nobelquartieren, aber in den kleinen, oft etwas herunter gekommenen typischen Holzhäusern mit Veranda und Schaukelstuhl oder zum Sofa umfunktioniertem Autositz. Wir waren und sind begeistert von New Orleans – überall war Musik zu hören, Blues und Jazz allgegenwärtig, die Leute sind extrem freundlich und hilfsbereit, es gibt eigentlich keine Hektik und das „big easy“, mit dem geworben wird, war spürbar. Man nimmt’s wie’s kommt und macht das Beste draus.·Ein wunderschöner Aufenthalt in einer aussergewöhnlichen Stadt!
Angesichts des Wetterberichts und der Temperaturen fuhren wir nicht wie ursprünglich geplant Richtung Norden nach Natchez, sondern nach Süden in den Grand Isle State Park, in einer Bucht neben dem eigentlichen Mississippi Delta. Das Wetter war kalt und nass, windig und garstig. Erst am nächsten Tag unternahmen wir, warm eingepackt, einen langen Spaziergang in der Ufervegetation und dort wo es möglich war, dem Strand entlang. Plötzlich sahen wir relativ nahe am Ufer Delphinflossen aus dem Wasser ragen. Wir vergassen fast die Zeit ob der Beobachtung und der Fotografier-Versuche. Als wir den Rückweg unter die Füsse nahmen begleiteten uns die imposanten Schwimmer bis in die Bucht, wo auch der lange Fischer Pier lag. Wir konnten also locker auf den Steg hinaus marschieren und zuschauen, wie unzählig Delphine in der Bucht den Anhingas und den Pelikanen die Fische streitig machten. Es hatte wohl für alle genug, denn alle diese so verschiedenen Tiere fischten friedlich nebeneinander.
Am nächsten Tag war es wieder wärmer und Zeit, uns wieder nordwärts zu bewegen. Wir kauften unterwegs in einem Schuppen ganz frische Riesencrevetten und freuten uns schon auf unser Znacht. Die Gegend südlich von New Orleans ist wunderschön, mit vielen Flüssen und Kanälen, Brücken und Strassen auf erhöhten Trassen. Wir staunten, dass hier doch so viele Menschen in auf hohe Stelzen gebaute Häusern wohnen, denn auch in der Trockensaison hat es links und rechts der Strasse Sumpflandschaften und die Bäume und sonstigen Pflanzen stehen im Wasser. Unsere Schlafplatzsuche gestaltete sich etwas schwieriger und wir wollten schon aufgeben, entschieden uns dann doch, einem Wegweiser bis zu einer Schleuse zu folgen und fanden einen riesigen Platz, der von Jägern zum Einwassern ihrer Boote genutzt wurde. Da es Sonntagnachmittag und Jagdsaison war, herrschte reges Kommen und Gehen. Die Jäger präsentierten uns stolz ihre Beute (Enten und Hirsche) und erklärten uns, dass man hier mit dem Boot meilenweit in die Sümpfe fahren kann und die meisten von ihnen Camps und Hütten hier irgendwo in der Wildnis hatten. Auch Fischer kamen auf einen Schwatz bei unserem Truckli vorbei, denn ein solches Fahrzeug hatten sie – wie sollte es anders sein – noch nie gesehen. Wir fragten, ob wir hier wohl übernachten könnten und ob der Platz einigermassen sicher sei. Alle fanden, dass da überhaupt kein Problem bestünde und so richteten wir uns ein, kochten unsere wunderbaren Shrimps mit Reis und verbrachten eine ruhige Nacht an diesem für uns etwas seltsamen Ort.
Am Morgen sahen wir kaum den Fluss, so dick war der Nebel und es schüttete zeitweise wie aus Kübeln. Wetter für die Besichtigung der Tabasco Fabrik der Familie McIlhenny in Avery Island. Im Palmetto Island State Park in der Nähe von Abbeville wollten wir eigentlich nur einmal übernachten, als aber unser Truckli am anderen Morgen ringsum eine dicke Eisschicht hatte und viele Strassen (auch die Interstate 10) gesperrt waren, beschlossen wir, kein Risiko einzugehen und eine weitere Nacht hier zu verbringen. Es gab den ganzen Tag keinen Sonnenstrahl, dafür aber Eisregen und Graupelschauer. Und das Thermometer fiel weiter bis auf etwa minus sechs Grad. Wir heizten und hofften, dass das bald einmal vorbei sein würde. Kochen wurde langsam schwierig, denn auch der Benzinkocher hat diese Temperaturen offenbar nicht wirklich gern. Nach einer eiseisigen Nacht, bis auf die Nasenspitze unter der Decke und eng aneinander geschmiegt, erwachten wir nicht allzu früh und stellten fest, dass es draussen immer noch Winter war. Es waren noch mehr Strassenabschnitte gesperrt und so war schnell einmal klar, dass wir grad noch einmal hier bleiben würden. Wir fuhren ein Stück in den Park, Richtung Schiffslaunch und diesmal gab es einen Wildschweintag. Eine ganze Gruppe dieser überraschenderweise sehr scheuen Tiere frass am Strassenrand was schon ein wenig aufgetaut war. Es waren alle Alter vorhanden, von ganz kleinen, gestreiften Frischlingen über halbwüchsige, etwas mutigere Sauen bis zu den Bachen, die ihre Jungen beschützten. Eine ganze Weile schauten wir zu, und konnten auch wunderschön gefärbte Vögel beobachten, schade, dass wir so wenige kennen. Es waren wirkliche Trucklitage, die wir hier verbrachten. Es war so kalt, dass wir bereits nach kurzen Spaziergängen froh waren, wieder an die Wärme zu kommen.
Eine strahlende Sonne begrüsste uns am nächsten Morgen. Nun fuhren wir definitiv weiter bis Natchez, der geschichtsträchtigen Stadt am und in Mississippi. Zunächst noch durch Städtchen und grössere, dann kleinere Dörfer, wurde die Strecke dem Fluss entlang immer einsamer und landschaftlich schön, wäre aber im Sommer wohl interessanter und vor allem grüner. Jetzt im Winter waren die Bäume kahl, die Zuckerrohr-, Baumwoll- und Tabakfelder abgeerntet und den Mississippi sah man auch dann nicht, wenn man auf den Damm stieg und nach ihm Aussschau hielt. Er versteckte sich gut in den Auenwäldern. Und überall war es weiss, die Sumpfgebiete teilweise noch so stark gefroren, dass die Krähen darauf spazieren konnten. Es hatte jetzt noch (trotz wirklich strahlendem Sonnenschein) ab und zu dicke Pflotsch- und Eisstellen und wir mussten vorsichtig fahren. Die wunderschönen Antebellum Villen, für die Natchez bekannt ist, gab es überall in der Stadt zu bewundern – wir machten die erste grosse Runde mit dem Auto und erst die zweite dann im engeren Stadtgebiet zu Fuss. Die Villen sind wunderschön, die meisten im sogenannten Greek-Revival-Stil erbaut. Wir besichtigten Melrose näher, vor allem die eindrückliche Ausstellung zum Thema Sklaverei, welche hier in Natchez allgegenwärtig und gut dokumentiert ist. Auf unserem Spaziergang kreuz und quer durch das Städtchen froren wir zum ersten Mal seit langem nicht mehr. Wir konnten unsere Margaritas draussen trinken und erst als die Sonne unterging, wurde es wieder kühl. Wir zögerten zunächst, ob wir noch in einem der Musiklokale sitzen bleiben sollten, aber da die Konzerte alle frühestens um halb neun begannen und wir unseren Schlafplatz ausserhalb der Stadt im State Park hatten, fuhren wir zurück. In der Nacht fahren ist und bleibt einfach ein Risiko, das wir nicht unbedingt eingehen wollen. Unseren Heimweg kreuzten auf jeden Fall bereits um halb sieben mehrere Hirsche...
Auf dem Natchez Trace Parkway gings weiter Richtung Vicksburg. Die Strasse führte effektiv durch eine parkähnliche Gegend, sehr gepflegt und sehr sauber, auch eher steril aus diesem Grunde. Wir machten in Port Gibson, einem Dorf, das aus lauter Kirchen zu bestehen schien, einen Abstecher zum Grand Gulf State/Military Park und dort einen schönen Spaziergang auf dem Gelände. Die Gegend war schön, der Park aber nicht unbedingt sehenswert. Wahrscheinlich müsste man hier im Frühling oder im Herbst sein, wenn die Bäume Blätter haben – grün oder herbstlich gefärbt – vor allem die von Kudzu-Efeu überwucherten Strassenränder, Bäume und Gebüsche wären dann wohl imposant. Schön war’s trotzdem. Wir fuhren nicht mehr sehr weit und machten Halt in Rocky Springs, das früher eine Siedlung mit mehr als 2'000 Bewohnern war – heute sind noch die Kirche mit dem sehr romantischen uralten Friedhof, zwei Zisternen und zwei Safes, die vor sich hin rosten, übrig geblieben. Wir konnten den ganzen Nachmittag draussen verbringen ohne zu frieren, sogar das Znacht genossen wir zum ersten Mal seit langem wieder unter freiem Himmel und nicht am Truckli-Tisch.
Wir hatten Vicksburg am nächsten Tag schnell erreicht und fanden auch das Schlachtfeld, das zu besichtigen wir uns vorgenommen hatten, mühelos. Wir realisierten erst jetzt, als wir die Detailkarte sahen, dass es sich dabei um das Gebiet in und auf den Hügeln rings um die Stadt handelte, auf dem gekämpft und das als historisches Monument erhalten wurde. Etwa drei Viertel der Stadt war umgeben gewesen von Schützen- und Belagerungsgräben, die äussere Linie war jene der Unionisten, entlang der inneren wurde die Stadt von den Konföderierten verteidigt. Das als „National Monument“ bezeichnet Areal war riesig und nur mit dem Auto abzufahren. Eine richtig Ami-gerechte Sehenswürdigkeit, denn sogar den Friedhof besichtigte man per Auto. Er war eindrücklich mit seinen hunderten von Grabsteinen mit und ohne Gravierung, denn die meisten der Gefallenen blieben unbekannt. Vicksburg selber machte auf uns einen eher verlassenen Eindruck, es war nichts los an diesem Super-Bowl Sonntag und so fuhren wir nach einem Kaffee weiter Richtung Alexandria in den Kisatchie National Forest, wo wir auf einem einsamen Zeltplatz am Lake Stuart übernachteten. Die ganze Strecke von Vicksburg fuhren wir in strömendem Regen und die Temperaturen fielen wieder extrem, allerdings nicht unter den Gefrierpunkt. Auch hier wäre wahrscheinlich eine andere Jahreszeit idealer gewesen, denn alle die endlosen Felder, die meisten davon Baumwolle, waren abgeerntet, braun und ebenso kahl wie die vielen Laubbäume, die die Strasse säumten. Wir haben keine Ahnung, wie die Baumwolle blüht, stellen uns dies aber wunderschön vor – die reifen Fruchtkapseln, aus denen das „weisse Gold“ quillt wenn sie ein wenig aufgeplatzt sind, hatten wir im Herbst in Georgia bewundert. An diesem Abend träumten wir im geheizten Truckli ein bisschen von der warmen Sonne Floridas, die wir im Moment schon ein wenig vermissen.
Ausgepackt und gewaschen, gelüftet und getrocknet, die Schäftli geputzt und das Bett gesonnt, das Truckli auch aussen poliert und die Gummiteile rundherum gepflegt, alles geschmiert und kontrolliert, wieder eingepackt und geladen: So waren wir am 4. Januar nach einer (fast zu) langen Auszeit wieder startklar. Nach der letzten – zum ersten Mal eiskalten – Nacht in Siesta Key machten wir uns auf den Weg, wieder voller Neugierde und offen für alle neuen Eindrücke, die unsere Reise für uns bereit hält. Der Morgen war noch recht kühl und unsere Wollpullover die richtige Wahl.
Bereits am 41er Highway mitten durch die Everglades sahen wir enorm viele Alligatoren, auf unserem „scenic drive“ mussten wir sogar fast aufpassen, dass wir keinen überfuhren. Überall am Strassenrand lagen sie unbeweglich an der Sonne, oft so nah, dass wir einige von ihnen ungewollt aufschreckten mit dem Truckli und sie lautlos ins Wasser glitten. Die Anhingas, den Kormoranen verwandte Vögel und ebensolche Fischer, breiteten ihr Gefieder überall auf Bäumen und Büschen zum Trocknen aus und die weissen Reiher, im Gegensatz zu den Alligatoren sehr elegant, staksten in den Tümpeln herum. Sie bildeten die hellen Farbtupfer im dunklen dichten Grün der Vegetation entlang der etwas tieferen Wasserläufe, in denen sich die Tiere in der Trockenzeit konzentrieren.
Wir erkundigten uns in Flamingo nach den (wenigen) Wanderwegen. Die Everglades sind aber eher ein Kanugebiet: Es hat überall Wasser und die Fusswege sind im Sommer unter Wasser und im Winter oft feucht und matschig. Wir versuchten es trotzdem, kamen aber nicht sehr weit bis wir – wegen Matsch, Mücken, Hitze und unwegsamem Gelände letztlich umkehrten. Also planten wir, für den nächsten Tag ein Kanu zu mieten und auf eigene Faust eine Tour in der Bucht zu unternehmen in der Hoffnung, die weissen Pelikane aus der Nähe zu sehen. Gegen Abend, kurz vor und während dem Kochen, frischte plötzlich der Wind auf und drehte auf Nord – innerhalb von extrem kurzer Zeit kühlte es markant ab, es wehte alles davon und wir mussten schon bald im Truckli Zuflucht suchen. Der Wind entwickelte sich recht stürmisch, kam böig daher und legte sich auch am nächsten Tag nicht, so dass ihm unsere Kanutour zum Opfer fiel. Es gab einen richtig kühlen, unfreundlichen Tag mit sehr viel Wind aber ohne Regen.
Zeitig und bei starker Bewölkung machten wir uns wieder nordwärts auf den Weg. Die Gegend nördlich von Miami sah wieder ganz anders aus als der Süden: Zuckerrohrfelder, ab und zu unterbrochen von Zitrusplantagen, prägten die Landschaft. Das Kanalsystem südlich des Lake Okeechobee, der eigentlichen Quelle der Everglades, wurde mit Schleusen schiffbar gemacht und zur Bewässerung der Felder genutzt. Unser Zeltplatz mit seinen grossen, verzweigten Bäumen, deren Äste über und über mit Farn überwachsen waren und den spanischen Bärten, die bis fast auf den Boden reichten, wirkten zeitweilig fast schon ein bisschen mystisch und wir fühlten uns wie in einer anderen Welt.
Im Ocala Nationalforest, etwas weiter nördlich, sah die Landschaft wieder anders aus und wir campierten unter Pinien. Es war nach wie vor düppig und warm, der Himmel mit schweren Wolken verhangen. Erst am Abend, netterweise nach unserem Znacht, entlud sich ein richtiges Gewitter mit Blitz und Donner und Regen. Am Morgen begrüsste und aber schon wieder die Sonne – Wetter für auf’s Wasser! Wir mieteten uns ein Kanu in Salt Springs Marina und paddelten los – bereits nach ein paar hundert Meter sahen wir sie: Manatees! (rundschwänzige Seekühe) Sie wirkten riesig im Wasser und kamen immer wieder an die Wasseroberfläche um zu atmen. Manchmal hörten wir sie nur schnauben und schon waren sie wieder unsichtbar, manchmal fuhren wir mit den Kanu dicht an ihnen vorbei oder sogar über sie hinweg. Es war ein unglaubliches Erlebnis und ein super Florida-Highlight. Es war wunderschön, die Landschaft mit Riedgras, Büschen, Bäumen und Palmen; das glasklare Wasser mit vielen Fischen, die sich im Kraut versteckten; sehr scheue Schildkröten, die faul an der Sonne lagen und sofort ins Wasser glitten, wenn wir in die Nähe kamen und eben die Manatees, die wir schon so lange einmal wirklich wild sehen wollten. Unglaubliche Tiere! Gegen Abend fuhren wir zu einem einfachen Campground am Lake Delancy und machten seit langem wieder einmal ein Feuer, brieten Kartoffeln und ein Steak und hatten ein exquisites Znacht, das wir aber frierend assen. Die Temperaturen hier fallen und steigen in einem unglaublichen Tempo und es kann von einem Tag auf den anderen von eisig kalt zu düppig heiss und umgekehrt wechseln.
Nach Wildnis und Abenteuer machten wir wieder einmal eine Stadbesichtigung. Wir besuchten Saint Augustine, die alte spanische Stadt an der Ostküste. Das Städtchen war nett, herausgeputzt und recht touristisch mit seiner Fussgängerzone voller Shops und Boutiquen, Restaurants und schönen B&B in alten Villen. Im Castillo de San Marco konnten wir nachvollziehen, wie die Stadt, in ihren Anfängen verteidigt wurde. Nach unserem Rundgang fuhren wir in den Osceola National Forest, wo wir vor drei Monaten schon auf dem Ocean Pond Campground übernachtet hatten. Der Regen trommelte die ganze Nacht mehr oder weniger stark auf unser Dach und so hatten wir es am Morgen gar nicht eilig, unter dem Schlafsack hervor zu kriechen. Wir waren uns nicht mehr so sicher, ob wir angesichts der Temperaturen noch weiter nach Norden oder doch lieber gen Westen fahren sollten. Wir liessen alles offen und fuhren gegen Mittag zum nächsten McDonalds an’s Internet. Nach diversen Recherchen war klar, dass wir westwärts fahren.
Auf kleineren Strassen gings weiter Richtung Apalachicola. Gemütlich und mit wenig Verkehr waren wir bereits am frühen Nachmittag an der Küste, die mit Häusern auf hohen Stelzen gesäumt war. Die Hochwasser hier sind wahrscheinlich gewaltig! Die Strände waren wunderschön und einsamer als im Süden. Wir fuhren in den Apalachicola Nationalforest und übernachteten als einzige Gäste auf dem Lake Wright Campground. Der Host hatte richtig Freude, denn wir waren die ersten Gäste seit etwa einer Woche. Nach einem kleinen Schwatz mit ihm und einem Spaziergang um den kleinen See sammelten wir Feuerholz und Föhrenzapfen und machten ein Kochfeuer für unsere Pouletstücke und eine dicke Polenta – unser feines Abendessen wurde wegen der Kälte im Truckli serviert.
Nach einer eher abenteuerlichen Dusche am Morgen fuhren wir bis in’s Dorf Apalachicola. Eastpoint, so quasi der Vorort, wurde vor allem von Austernfischern bewohnt, die wir in der Bucht bei ihrer Arbeit beobachten konnten. Überall lockten Schilder mit Seafood und Oyster – leider sind wir beide keine Austernliebhaber. Die sehr nette Dame in der Tourist Information empfahl uns die Insel St. Georg mit dem gleichnamigen Statepark zum Übernachten. Den Rat befolgten wir und fanden einen Sandstrand, der dem von Siesta Key in nichts nachstand, nur dass er viel länger und viel einsamer war. Wir trafen auf unserer mehr als zweistündigen Wanderung gerade mal zwei andere Spaziergänger. Am diesem Abend holten wir die warmen Kleider wieder hervor wie am Anfang unserer Reise im Osten von Kanada und zogen wärmere Schichten an.
Die mit Kiefern bewachsene Landschaft dem Golf entlang gefiel uns gut und bis Destin folgten wir der Küstenstrasse. Wir machten einen Versuch, noch einmal an der Küste in einem State Park zu übernachten, aber weil Wochenende war, war bereits am frühen Nachmittag alles ausgebucht. So bogen wir ab in’s Landesinnere und fuhren zum Conecuh National Forest, der bereits in Alabama liegt. Hier fanden wir nach einem langen Fahrtag ein wunderschönes Plätzchen am kleinen See. Wir machten als erstes einen schönen Spaziergang um den See und genossen die Abendstimmung, die wegen der Zeitverschiebung bereits wieder eine Stunde früher einsetzte.
Am Strand von Santa Rosa Island, eine Pensacola vorgelagerte Insel, mit dem sehr schön gelegenen Fort Pickens Campground genossen wir noch einmal schneeweissen Sand und türkisblaues Meer mit leicher Brandung, blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Mit einem Glas Weisswein zum Apéro verabschiedeten wir uns langsam von Florida, einem sehr vielfältigen und beeindruckenden Staat, der uns sehr gut gefallen hat.
Auch der Joshua Tree Nationalpark bot abenteuerliche Strecken für unser Truckli. Allerdings waren nicht alle so glücklich mit ihrem Fahrzeug. Drei junge Männer hatten ihren Truck wohl etwas überschätzt und wollten durch eine riesige Pfütze fahren, die sich aber als Schlammloch entpuppte. Sie standen bis über die Räder im Sumpf und wir konnten sie nicht herausziehen. Wir schickten ihnen dann Hilfe mit einer Seilwinde...
Auf einer Wanderung in's Hinterland von Big Sur konnten wir endlich den Adlerhorst von Guge und Jane aus einer anderen Perspektive betrachten. Der weisse Punkt ist unser Truckli, wenden geht nicht und so muss man den Weg von der Abzweigung rückwärts fahren. Urs schafft das bestens!
Die Cable Car Bahn in San Francisco wird noch wie anno dazumal gewendet: Von Hand oder besser gesagt "von Schulter" auf dem Drehgestell!
Fast wie bei uns: Demo gegen die Privilegien der CEO's vor der City Hall!
In den White Sands haben es die Pflanzen nicht einfach. Es überleben nur solche, die sich mit Wachsen beeilen, denn die Dünen wandern und wer sich nicht lang genug macht, wir einfach mit Sand zugedeckt. So sahen wir auf Dünenrücken Yukas herausragen, die so lange Stämme gebildet hatten, dass sie immer noch aus der Düne herausschauten. Wenn Letztere jedoch weiter gezogen ist, mag die Pflanze ihren viel zu langen Stengel nicht mehr aufrecht halten und stirbt ab.
So langsam musste Urs sich entscheiden, ob er sich frisurmässig Richtung Karl Lagerfeld oder eher Richtung Grütti entwickeln wollte. Der Entscheid war schnell gefällt. Frisch geduscht und mit einem Bier gestärkt, borgten wir uns den Haarschneider von Claudia und Thomas und dann ging’s los.
Ich nahm allen Mut zusammen, nicht ohne mich vorher noch einmal zu versichern, dass er nicht böse wird, wenn’s abverheit. Es war gar nicht so einfach, aber mit der Zeit bekam ich die Maschine in den Griff!
Das Resultat konnte sich definitiv sehen lassen und so ist auch klar, was wir uns als nächstes anschaffen werden.
43'711 Kilometer hat unser Truckli seit unserem Start in Halifax bewältigt! Oelwechsel und Chassis schmieren waren wieder einmal angesagt. Nur haperte es mit Letzterem. Der Mechaniker erkärte uns, dass er mit der Fettpresse nicht an die hinteren Schmiernippel herankomme. Wir glaubten es nicht!
Schon das Zusammensetzen der Fettpresse war eine kleine Herausforderung, mit den Bildli ging’s aber gut. Dann kroch Urs unter das Auto und versuchte, an diese Schmiernippel heranzukommen, leider auch vergeblich. Das ging auf keine Art und Weise und so mussten wir wieder einmal per Mail bei Tom nachfragen und erfuhren, dass es wirklich nicht einfach so geht. Also: Garage suchen, die das kann...
... tönte es aus dem Weltall und in dieser Kommandozentrale wurde entschieden, was zu tun war.
Unser Kocher hat bereits ein paar Stürze (Windböen) überlebt und ist langsam am Durchrosten, da das Überkochen von beispielsweise Spaghettiwasser oder Reis nicht folgenlos blieb. Da wir noch nie einen Benzinkocher gesehen hatten, entschlossen wir uns in Corpus Christi zu einer „Shoppingtour“. Im ersten Geschäft (Sport und Outdoor) teilte man uns mit , dass diese Kocher nicht mehr im Verkauf seien, da sie als zu gefährlich eingestuft worden waren. Wir machten lange Gesichter, gaben aber noch nicht auf. Nach langem Suchen wurden wir, wie sollte es anders sein, im Walmart fündig. Auf meine Frage hin bückte sich der Verkäufer und zeigte uns ziemlich genau den Benzinkocher, den wir gesucht hatten. Wir zögerten nicht lange und kauften das Ding.
An der Bootslaunch im Goose Statepark tafen wir eine Gruppe Fischer, die von ihrem Ausflug zurück gekommen waren. Die Pelikane standen bereit, sie wussten bevor wir, was nun auf dem Programm stand: Der Ausflugsleiter holte sein Filetiermesser und die Pelikane bekamen alle Abfälle, die beim Fischputzen so anfielen. Es war ein grossartiges Schauspiel, das da geboten wurde.
...wer ist die schönste im ganzen Land. Das würde in etwa passen für die Tiere, die für die grosse Viehschau ausgewählt wurden. Eine ganze Halle stand für waschen und schamponieren zur Verfügung und wurde weidlich genutzt. Die Kälber wurden von oben bis unten eingeseift und abgespült und anschliessend in die nächste Halle geführt
wo sie geföhnt wurden – von den Hufen bis zu den Stirnlocken! Wenn die Härchen nicht richtig lagen, wurde mit Spray nachgeholfen, ganz wie bei uns Menschen bei der Coiffeuse. Und erst wenn alles stimmte, ging’s weiter ins Vorführzelt, wo die Jury bereits wartete.
Ja, der Pudel hat auch eine Sonnenbrille auf...
Sehnsüchtiger Blick nach Mexiko - in ein paar Monaten werden wir dort einreisen!
Im Big Bend Nationapark nahmen wir wieder einmal – diesmal sehr erfolgreich – unsere Solardusche in Betrieb. Wir duschten beide warm unter den Bäumen!
Von weither sichtbar stand das Toilettenhäuschen im Big Bend Ranch State Park, wo wir eine ruhige Nacht am Rio Grande verbrachten. Die Aussicht auf den Fluss und die "grassy banks" beim Sitzen war grandios!
In Balmorhea badeten wir im grössten won einer Quelle gespeisten Pool. Wir steckten zunächst nur unsere Füsse ins Wasser und schwupps waren hunderte von kleinen Fischchen da und knabberten an unseren Zehen. In Thailand müssten wir für eine solche Behandlung bezahlen... Schade, dass wir keinen Fotoapparat bei uns hatten. Ich ging dann aber doch noch schwimmen und musste mich ein bisschen beeilen mit dem ins Wasser steigen, denn die Fischchen begnügten sich nicht mit meinen Zehen. Anschliessend konnten wir den Amis zuschauen, wie sie mit Neopren, Sauerstoffflaschen und grossem Trara tauchen gingen.
... wenn man am Morgen die Butter nicht aufs Brot streichen kann, obwohl man sie schon am Vorabend aus dem Kühlschrank genommen hat, und wenn man am Abend den Pijama an der Standheizung und am Morgen die Unterwäsche im Schlafsack vorwärmen muss, damit man sie anziehen kann.
... vernähte ich die letzten Fäden an der Wolldecke. Nun ist sie ziemlich häufig im Einsatz und wir sind froh darüber. An die winterlichen Temperaturen mussten wir uns gewöhnen. Wenn wir draussen kochen (und das tun wir immer), hatten wir das Gefühl, was wir unter der Pfanne heizen, geht oben direkt an die Kälte verloren. Aber es war natürlich nicht so und unsere Menüs schmeckten immer noch ausgezeichnet, zum Beispiel Ragout mit Polenta und Salat.
Nach diesen Tagen und vor allem Nächten hatte unser Truckli definitiv bewiesen, dass es wintertauglich ist. Tom hatte es uns ja schon geschrieben, aber mit dem Wasser hatten wir so unsere Zweifel und insgeheim rechneten wir jeden Morgen damit, dass es eingefroren und die Leitung geborsten war. Nichts dergleichen geschah!
Aus Avery Island also kommt das berühmte Fläschchen! Familie McIlhenny pflanzte hier Pfeffersträucher (für uns Peperoncini) an. Die reifen Peperoncini werden gepflückt, mit Salz aus einer nahe gelegenen Salzmine vermischt und gehackt und für drei Jahre in Eichen-fässern fermentiert. Die Reife der Peperoncini erkennt man an ihrer Farbe und nur wenn sie ein ganz bestimmtes Rot haben, dürfen sie geerntet werden. Jeder Pflücker führt deshalb ein mit diesem ganz bestimmten Rot gefärbtes Stöckchen mit sich und kann so entscheiden, ob eine Frucht geerntet werden darf oder eben nicht. Ein bisschen Kult ist da sicher dabei. Heute werden hier aber in erster Linie Pfeffersträucher gepflanzt um die Samen zu gewinnen und diese dann nach Südamerika zu schicken, damit dort die grossen Mengen gepflanzt und geerntet werden. War spannend zu sehen, wie eine Familie mit einem doch recht einfachen Produkt den Weltmarkt erobert hat.
Das Sonnenblumenbouquet - das Geschenk eines Arbeitskollegen - sollte eigentlich nun definitiv in Siesta Key bleiben. Es hatte uns schon oft den den Tisch verschönert, war aber auch genau so oft irgendwie im Weg und hatte keinen richtigen Platz. Als wir unser erstes Abendessen wieder unterwegs zu kochen begannen - was kam mir fast als erstes in die Hände? Und soo ziert es halt weiterhin unsere Tafel und wir haben Freude daran! Danke Markus!
Der Mosquito Meter in Flamingo, dem südlichsten Teil der Everglades: Es war ein sehr kühler, sehr windiger Tag! Der Tag davor war die Plage um mindestens eine, wahrscheinlich zwei Stufen höher, zumindest kam es uns so vor. Unser Mückenspray aus Kanada leistete uns immer noch gute Dienste und die neu montierten Mückenvorhänge hinten am Truckli waren hier kein Luxus
Bei unserem ersten Halt im Everglades Nationalpark machte ein grosses Schild darauf aufmerksam, dass Geier mit ihren Schnäbeln die Windschutzscheiben der parkierten Autos aufhacken würden, es lagen Abdeckplachen und Gummizüge zum Schutz bereit. Wir waren etwas skeptisch, aber als wir die Vögel mit ihren Schnäbeln gesehen hatten, konnten wir uns schon vorstellen, dass sie Schaden anrichten können.
Im Winter können auch in Florida die Nächte (manchmal auch die Tage) empfindlich kühl werden. Wir kamen uns auf jeden Fall ein wenig vor wie in Kanada: die warmen Kleider wieder griffbereit und oft im Einsatz, Brennholz sammeln, Feuer machen und kochen. Auch die Campground Hosts hatten zu tun: Sie warnten uns vor dem Frost und drehten alle Wasseranschlüsse ein wenig auf, damit sie nicht einfroren. Wir hofften, dass unsere Wasserleitung im Auto den Frost ebenfalls überstand!