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reifenspuren

Hotel Château FrontenacBritish Columbia

4. Juli - 14. Juli

Wir planten wegen der Unwetter-Umwege und teilweise immer noch geschlossenen Strassen, unsere Route in Lake Louise Richtung Yoho Nationalpark, und damit Richtung British Columbia, fortzusetzen. Statt von Norden nach Süden durch Nationalparks also von Osten nach Westen, zunächst durch den Yoho NP mit seinen Eisenbahn-Kehrtunnels, die auch von der Strasse aus sichtbar sind. Wir hatten Glück, nach nur kurzer Wartezeit an der warmen Sonne! kam ein schöner langer Güterzug und wirklich, während er unten schon wieder aus dem Tunnel herausrollte, schlängelte er sich oben immer noch hinein. Es ist enorm, welche Länge die Züge hier haben, wir staunen jedes Mal, wenn wir einen sehen. Auf unserer Strecke reihte sich Nationalpark an Nationalpark, und jeder war einzigartig. Im Mount Revelstoke NP kann man bis fast auf den Gipfel fahren und von dort eine schöne Rundwanderung über Bergwiesen unternehmen. Als wir oben auf dem Parkplatz ankamen und den letzten Kilometer zum Gipfel hoch wanderten, stellten wir rasch fest, dass die Blumenwiesen noch unter dicken Schneefeldern schliefen und mit noch nicht allzu viel zu rechnen war. Und oben angekommen, strichen wir dann die Rundwanderung ganz, denn schon beim Aufstieg zum Feuerwachtturm versanken wir teilweise bis zu den Knien im Schnee. Wir genossen jedoch die wunderbare Aussicht auf das Columbia River Tal und all die Berge rings um uns. Beim Kartenstudium für den weiteren Weg fanden wir eine ungeteerte Strasse, die an den Adams Lake und von dort weiter nach Barrière (an der Strecke nach Clearwater) führt und für uns eine Abkürzung bedeutete. Ausserdem freuten wir uns auf ein Stück „Gravelroad“ zum Üben für den Campbell- und Dempster Highway. Der Adams Lake war ein voller Erfolg mit seinem sehr einfachen Campingplatz direkt am See.

Der Wells Gray Provincial Park, der bekannt ist für seine Wasserfälle und den Clearwater Lake, beliebt bei Kanufahrern für mehrtätige Trips in die Wildnis, war unser nächstes Ziel. Für uns ideal, um ein wenig auszuruhen. Nach einem fast mückenfreien Frühstück stand eine Wanderung auf dem Programm. Nach viel Schwitzen am Aussichtspunkt angekommen, konnten wir das Panorama nicht geniessen, denn die Mücken frassen uns fast auf. Schnell die Wasserflaschen geleert und wieder los, alles war gut, nur nicht stehen bleiben. Nach mehr als vier Stunden wandern mit mässiger Begeisterung (fast alles im Wald, wenig Abwechslung und wenig Aussichtspunkte) badeten wir unsere Füsse im See und freuten uns auf ein abendliches Lagerfeuer.

Richtung Norden bzw. Richtung Alaska Highway ging’s auf dem John Hart Highway weiter, durch Wälder, aber auch Wiesen und Felder, entlang von Flüssen bis an ein Stausee-Ende des Willistone Sees bei Mackenzie (Mackenzie’s Landing) wo die BC-Hydro, die das Wasserkraftwerk betreibt, einen schönen Park gratis zum Campen zur Verfügung stellt mit Feuerstellen, Tischen, Holz und allem drum und dran. Der Park wird von den Kanadiern rege genutzt und auch wir schätzten die Annehmlichkeiten von (wieder einmal) Gratisfeuerholz und einem ganz schönen Ort zum Übernachten.

Über den Pine Pass mit seinen knapp 1'000 m Höhe durchquerten wir die Rocky Mountains noch einmal. In Chetwynd der „Stadt“ mit den Holzskulpturen, die mit Kettensägen geschnitzt werden und überall an den Strassenrändern aufgestellt waren, mussten wir uns entscheiden, ob wir unbedingt Meile 0 des Alaska Highway sehen und fotografieren wollten oder direkt, aber auf einer wesentlich schöneren Strecke nach Fort St. John fahren wollten. Wir entschieden uns gegen Meile 0 und schauten uns auf der Weiterreise in Hudson’s Hope den Staudamm an, waren aber eher enttäuscht, denn wir haben in der Schweiz imposantere Staumauern – ob die Leistungen der Werke vergleichbar sind, wissen wir allerdings nicht. Aber die Strecke bis Fort St. John führte dem Peace River entlang, manchmal nahe am Fluss, dann wieder mit Aussicht auf das ganze Flusstal und war einmal mehr einfach nur schön. Weideland wechselte sich mit blühenden Raps- und Getreidefeldern ab, die ganze Gegend wurde landwirtschaftlich genutzt. In Fort St. Johns machten wir beim Visitor Center kurz halt, konnten aber nicht so richtig erkennen, wo denn nun eigentlich die Stadt (Down Town) ist. Die Strecke bis Fort Nelson war eher eintönig, und wir waren gar nicht so unglücklich darüber. Die vielen Eindrücke und Bilder, die auf uns wirkten, brauchen Zeit um verarbeitet zu werden und dann sind uns solche Abschnitte ganz willkommen. Die nördlichen Rocky Mountains begleiteten uns mittlerweile ein Stück weiter entfernt, aber immer noch imposant.

Mit einer ganz speziellen, wieder sehr eindrücklichen Fahrt zum letzten Mal durch die Rockies überquerten wir den Summit Pass, leider bei Hudelwetter und Schneegestöber, obwohl nur knapp so hoch wie der Weissenstein. Beim Aussteigen vermissten wir unsere weggepackten Faserpelze schon ein wenig, aber je tiefer wir dann fuhren, desto wärmer (uns schöner) wurde es wieder. Bis jetzt waren wir immer relativ einsam auf den Zeltplätzen, und wir waren erstaunt wie wenig Verkehr es generell hatte auf dem Alaska Highway in der Hochsaison. Auch im Liard River Hot Springs Park hatten wir kein Problem, einen Platz zu bekommen. Nach einem etwa 10minütigen Spaziergang über Holzplanken durch ein warmes Sumpfgebiet kamen wir zu den Quellen, die wesentlich natürlicher sind als jene in Jasper – und auch heisser! Vor allem da, wo das Wasser aus der Erde sprudelt, brauchten wir viel Zeit, um uns an die Temperatur zu gewöhnen. Völlig entspannt kletterten wir an diesem Abend ins Truckli-Schlafzimmer, halt nicht ganz so bequem wie jenes der Fliegenfischer (die auch hier Halt gemacht hatten), aber dafür schneller und einfacher auf- und wieder abgebaut und erst noch trocken.

Am nächsten Tag liessen wir die Rocky Mountains endgültig hinter uns.

 

Hotel Château FrontenacJasper und Banff Nationalparks

27. Juni - 4. Juli

Schneebedeckte Berge, Gletscher, Flüsse und Bäche, Seen und Wälder, atemberaubende Aussichten, aber auch eine steteg steigende Anzahl Touristen: So erlebten wir die Nationalparks in den Alberta Rocky Mountains. Auf einem so riesigen Zeltplatz wie in Jasper (Whistler) waren wir noch nie. Am Morgen nahmen wir das Auto zum Duschen! (Es gab nur ein Duschgebäude und das war zu Fuss etwa eine Viertelstunde entfernt von unserem Platz.) Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten trafen wir unser Schweizerpaar von Edmonton wieder, Marc und Karin. Auch sie waren am Aufbrechen. Am Aus- resp. Eingang des Parkes fragten wir dann gemeinsam für eine Verlängerung und bekamen wirklich noch einmal eine Nacht. So konnten wir uns unbeschwert auf Entdeckungsreise begeben. Wir fuhren zum wunderschönen Maligne Lake hoch und machten dort eine kleine Wanderung. Und da das Wetter immer wärmer wurde, packten wir auf dem Rückweg die Badehosen aus und badeten im noch ziemlich eiskalten Lake Annette, dem See gerade beim Städtchen Jasper, den eigentlich die Einheimischen für sich beanspruchen. Urs bevorzugt jedoch nach wie vor Malediven-Bedingungen zum Baden... Es war super! Auch das gemeinsame Nachtessen auf dem Campingplatz war für uns eine echte Abwechslung, denn seit bald zwei Monaten essen wir eigentlich immer allein (war uns vorher noch gar nicht aufgefallen). Grund genug also, die Teelichter von Noé und Gianna hervor zu suchen und auch die künstlichen Sonnenblumen von Markus wieder einmal auf den Tisch zu stellen. Das Tischtuch von Karin machte die Tafel perfekt.

Wir nutzten den nächsten Tag (bewölkt und etwas Regen) für eine Fahrt zu den heissen Quellen nordöstlich von Jasper und sassen den halben Nachmittag im warmen Wasser.

Für uns wurde es nun trotz allem Zeit, weiter zu ziehen. Schon bald nach Jasper (der Icefields Parkway Richtung Lake Louise folgt dem zu dieser Zeit enorm viel Wasser führenden Athabasca River) erreichten wir mit den Athabasca Fällen schon die erste Sehenswürdigkeit. Die Strasse begann zu steigen und wir fuhren höher und höher, erreichten schon bald die Baumgrenze und befanden uns in einer unglaublich schönen Hochgebirgswelt. Wir staunten und verglichen immer wieder mit unseren Bergen in der Schweiz. Diese sind ja auch ganz wunderschön und sehr eindrücklich – hier empfanden wir die Bergwelt jedoch einfach gigantisch. Wir fuhren und fuhren und fuhren und es war nie fertig, wir waren immer noch in den Bergen. Und dann die Flüsse mit all dem Schmelzwasser, sie hatten eine Gewalt, dass mir beim Hineinschauen manchmal schon etwas mulmig wurde. Allein der Icefields Parkway von Jasper bis Lake Louise ist 230 km lang und mit den National-und Provincialparks in den Rockies ist es da noch lange nicht fertig.

Wir machten eine sehr schöne Wanderung auf den Wilcox Pass, besuchten auf dem Rückweg das Icefield Centre, welches uns nicht sonderlich beeindruckte – eine Fahrt mit dem Ice Expolorer, einem Bus mit überdimensionierten Rädern, der Touris auf den Gletscher fährt, war schon gar nicht unser Ding. Uns packte so langsam aber sicher die Wanderlust. Bereits am nächsten Morgen kraxelten wir auf den Parker Ridge und wurden mit atemberaubender Aussicht auf den Saskatchewan Gletscher, seinem See und dem Abfluss durchs Tal belohnt. Ein offensichtlich kanadisches Paar war ebenfalls unterwegs und machte, wohl zur Feier des Canada-Day, Fotos mit Kanada-Flagge vor alpinem Hintergrund. Kurz vor Lake Louise fanden wir einen wunderschönen Zeltplatz am Mosquito Creek, welcher sich seinen Weg sehr zügig und ebenfalls übervoll durch die Landschaft bahnte. Da wir recht früh dran waren, gab es wieder einmal ein schönes Lagerfeuer und wir hatten Zeit zum Lesen, Schreiben, Planen und Sein.

Auf Lake Louise waren wir gespannt und fanden ein kleines Dörfchen mit Touristen-Infrastruktur (ehrlicherweise müssen wir sagen, haben wir nicht so recht herausgefunden wo denn hier die Einheimischen wohnen.) Der Zeltplatz war mit einem Elektrozaun umgeben, da Zeltler/innen doch sehr ungeschützt sind und hier offenbar relativ viele Grizzli-Bärenmütter ihre Jungen aufziehen. Es gab auch einige Wege, die deswegen geschlossen waren. Wir mit unserem Truckli bekommen meistens einen Zeltplatz, da wir weder Strom noch Wasser brauchen und auch von der Grösse her nicht mehr Platz beanspruchen als ein Zelt. So standen auch wir hier hinter dem Zaun. Für einmal war es umgekehrt: Die Menschen sind eingezäunt und die Tiere leben rings herum.

Lake Louise ist wahrscheinlich der meistbesuchte Bergsee der Welt. Es wimmelt nur so von Besucher/innen und alle wollen das schönste Foto machen. Auch wir bewunderten die Sicht auf See und Bergpanorama, machten und dann jedoch zügig auf Richtung Teahouse (erwies sich als châletähnliche Berghütte) am Lake Agnes. Was ganz erfreulich war: Pro 100 Meter wandern verliert man mindestens 100 Touristen. Aber erstaunlich viele Besucher wanderten via Spiegelsee bis in besagtes Teehaus und wir waren nicht unglücklich, dass wir nicht so ganz allein waren auf dem Wanderweg (Bären). Oben angekommen bot sich uns wiederum eine so unglaublich schöne Aussicht, dass wir, nach Verschnaufpause und viel Wasser, entschieden, die Wanderung entlang dem See und über den grossen „Beehive“ so quasi als Rundweg fortzusetzen. Etwas ausser Atem aber stolz schafften wir den Aufstieg über Schnee- und Geröllfelder und genossen den Blick auf den Lake Agnes und – noch weiter unten – Lake Louise (mit dem unsäglichen Château). Und da hinunter mussten wir nun – fast allein auf dem Wanderweg. Wir redeten ein bisschen lauter, pfiffen ab und zu, machten Geräusche, denn einen Bären, schon gar nicht eine Grizzli-Mutter, wollten wir nicht überraschen. Auch hier war die Schneeschmelze in vollem Gang und am Seeende angekommen, mussten wir ungefähr zwanzig bis dreissig Meter durch Gletscherwasser waten. Das war nicht nur eine Kneipp-, sondern schon fast eine Rosskur. Das Wasser war so kalt, dass es richtig weh tat.

Den Lake Moraine, ebenfalls Touristenmagnet, liessen wir uns trotz Cars und fast vollem Parkplatz nicht entgehen und auch hier blieb uns schier der Atem weg bei der Aussicht. Es war so schön, dass wir dem Ufer entlang spazierten bis ans Ende des Sees, wo die Gletscherbäche ihn wieder auffüllen. Hier waren erstaunlich wenige Menschen unterwegs, obwohl der Uferweg relativ eben, aber naturbelassener verläuft als jener am Lake Louise.

Wir planten wegen der Unwetter-Umwege und teilweise immer noch geschlossenen Strassen unsere Route in Lake Louise Richtung Joho Nationalpark und damit Richtung British Columbia fortzusetzen.

 

Hotel Château FrontenacAlberta - Land der Wildrosen

18. Juni - 27. Juni

Wir wählten unsere Route in den Westen für unseren Geschmack sehr gut. Dank der relativ langen Fahrtage, war es uns jeweils möglich, in einem Provincial oder in einem National Park zu übernachten Vom Provincial Park in Elkwater im Cypress Hill Park aus wählten wir eine Schotterstrasse (501) nahe der US-Grenze. Diese Fahrt gab uns noch einmal ein anderes Bild zu unserem doch mehrheitlich durch das Fernsehen (Western, Cowboy-Filme etc.) geprägten Begriff von Prärie. Hier haben wir ihn im wahrsten Sinn des Wortes erfahren. Das Wort Prärie hat Bilder bekommen, heisst endlose Weite, manchmal bewirtschaftet mit schier endlosen (Weizen-)Feldern, oft aber auch nur wellig-hügelige Graslandschaft, ab und zu ein paar Kühe (von denen man nicht genau weiss, wohin sie überhaupt gehören) und darüber der Himmel, so weit wie wir ihn noch nie gesehen haben. Wenn das Grasland nicht überall eingezäunt wäre, wir würden nicht glauben, dass es jemandem gehören könnte.

Am Milk River in den sogenannten Badlands, d.h. in einer kargen, durch Erosion entstandenen Landschaft zerklüfteter Sandsteinformationen, machten wir Halt im Writing on Stone Provincial Park. Der Spazierweg durch die sogenannten Hoodoos war wunderschön und – in einer Broschüre, die man mitnehmen konnte – sehr gut und informativ beschrieben. Hier erlebten wir das grosse Unwetter, von dem wir erst im nachhinein erfuhren, welche Schäden es in der ganzen Region angerichtet hatte. Dass sich etwas zusammenbraute realisierten wir spätestens als die Rangerin an unsere Türe klopfte und uns aufforderte, ins Parkinnere in der Nähe des Büros umzuziehen, da sie eine Sturm- und Regenwarnung bekommen habe. Wir taten das, aber lange Zeit merkte man nichts ausser einem relativ starken Wind. In der Nacht gab es dann ein gewaltiges Gewitter und wir waren froh, ein bisschen geschützter zu stehen.

Wir fuhren weiter durch Prärieland und relativ unvermittelt standen sie am Horizont: Die Rocky Mountains. Die noch bis weit hinunter mit Schneefeldern gesprenkelten Gipfel wiesen darauf hin, dass die Temperaturen wohl noch nicht lange hoch sind. Wir erreichten den Parkeingang vom Waterton Lakes Nationalpark und erkundigten uns im Visitor-Zentrum über Campingmöglichkeiten, Wanderwege und was so dazu gehört. Die Auskünfte waren frustrierend: Ausser dem Waterton Townsite Campingplatz (hier ist die ganze Touristikinfrastruktur für den NP) war kein anderer erreichbar. Die Strassen waren teilweise weggeschwemmt oder durch Erdrutsche blockiert. Zuerst war der Frust riesig. Wir hatten uns so gefreut, hier ein paar Tage Pause zu machen, zu wandern und einfach mal zu faulenzen. Wettermässig war es bewölkt, ab und zu gab es ein paar Tropfen und an gemütlich draussen sitzen war nicht zu denken: Es war kalt und windete sehr stark. Der See (auf den Bildern türkisgrün) war grau und hatte Schaumkronen, der Uferweg teilweise überflutet. Im ersten Moment überlegten wir uns, gleich weiter zu fahren und hier gar nicht zu bleiben. Aber so langsam realisierten wir, dass das Unwetter für die ganze Gegend nicht so harmlos war, wie wir es am Milk River erlebt hatten. Calgary soll halbwegs unter Wasser, viele Brücken weggeschwemmt, Strassen verwüstet und nicht mehr passierbar sein. Was tun? Wir blieben auf einem Zeltplatz, auf dem wir nie geblieben wären, wenn wir die Wahl gehabt hätten und lernten viele spannende Menschen kennen, bekamen sehr gute Informationen über Wandermöglichkeiten in den Rocky Mountains, mussten oft Auskunft geben über unser Auto, und lernten gleich den früheren Partner von der 4Wheel Garage (wird von vielen 4x4 Reisenden empfohlen für Service und alles) kennen. Das Wetter wurde viel schöner, als eigentlich gemeldet war und wir machten uns auf, die wenigen offenen Wanderwege zu erkunden. Am Abend fühlten wir uns gut, waren mit Wetter und Umständen versöhnt und genossen unser Unterwegssein wieder. Statt Nationalparks setzten wir nun Auto Service und Oelwechsel aufs Programm.

Wir erreichten Edmonton gegen Abend und übernachteten erstmal in einem Campground in der Stadt (Rainbow Valley). Am Morgen goss es wie aus Kübeln und wir machten uns auf die Suche nach besagter Garage. So langsam sind wir wirklich gut: Auf Anhieb fuhren wir richtig. Dan, der Besitzer, war sehr freundlich und hilfsbereit und bot uns an, am nächsten Morgen den Service zu machen. Dummerweise schüttete es weiter und weiter, die Strassen hatten Pfützen durch die man sich kaum zu fahren getraute. Eigentlich hätten wir eine Stadtbesichtigung machen wollen, aber ohne Gummistiefel war das nicht wirklich eine gute Idee. Wir lasen, dass Edmonton ein berühmtes riesiges Einkaufszentrum habe und fuhren dorthin, da wir sowieso noch den „Milepost“, einen Reiseführer dick wie ein Telefonbuch für den Alaska Highway suchten. So ein ganzer Nachmittag in diesem Einkaufsrummel – wir hätten’s nicht unbedingt gebraucht. Und den „Milepost“ haben wir auch nicht gefunden. Trotzdem (oder vielleicht deswegen) müde, fuhren wir zum nächsten Walmart um noch was einzukaufen und dann gerade dort zu schlafen. Schon von weitem sahen wir, dass eine Frau unser Truckli bewunderte und als wir näher kamen fragte sie, ob wir Schweizer seien. Sie und ihr Mann waren auch aus der Schweiz und leben schon seit mehr als 10 Jahren in Calgary. Bei Tim Hortons (Kaffee-/Tee- und Süssigkeiten) diskutierten wir noch ein bisschen über die Überschwemmungen und wer wohin unterwegs sei, bevor wir in unser Gefährt und sie in ihres kletterten. Naja, wir kletterten mehr als sie. Mitten in der Nacht gab’s dann plötzlich Trubel, als nämlich andere Übernachtungsgäste mit dem Taxi vom Ausgang zurück kamen und auf dem Parkplatz mit lauter Musik und viel Geschepper ihr Fest weiter feierten.

Schon früh am Morgen verabschiedeten wir uns von Karin und Marc, unseren „Walmartparkplatzbekannten“, und standen pünktlich um halb zehn vor unserer Servicegarage. Ich war schon ein bisschen gespannt wie das geht, was er zu unserem Auto sagt, wenn wir ihm von unseren Inuvik und Alaska Plänen erzählen. Das Feedback war gut. Dan können wir wirklich empfehlen. Er ist seriös, kommt draus (Diesel-Spezialist) und ist sehr sehr freundlich und aufgestellt.

Am frühen Nachmittag machten wir uns dann endlich auf den Weg Richtung Jasper, das wir eigentlich gerne noch erreichen wollten, denn wir freuten uns riesig auf die Rockies und wollten nun endlich wieder auf die Route zurück, die wir eigentlich vorgesehen hatten (nur jetzt eben von oben nach unten statt umgekehrt). Aber es war – besonders nach einer Walmart-Party-Nacht – zu lang. Wir wurden rasch müde und so machte das Fahren keinen Spass. Wir übernachteten in einem kleinen Erholungspark etwa 100 km vor Jasper und waren am nächsten Morgen wieder fit. Ausserdem realisierten wir auf diesem Zeltplatz (relativ gross, aber praktisch leer!), dass am Wochenende mit dem Canada-Day am Montag ( = long Weekend) wahrscheinlich halb Edmonton und Calgary unterwegs sein würden, denn die Plätze waren alle reserviert für diese Zeit.

 

Alltag

Auf dem Rückweg nach Clearwater wollten wir vor allem eins: Heiss Duschen und waschen (Kleider, Bettzeug, einfach alles wieder einmal sauber. Wir hatten also grad ein bisschen zu tun: Alle unsere Matratzen-Kissen durften wieder einmal an die Sonne, kaum waren wir vom Waschhaus zurück, begannen die ersten Regentropfen unser Bett zu befeuchten, also alles sofort wieder rein, dann alle Wäsche, die keinen Tumbler verträgt, aufhängen, wieder abnehmen weil Regen, wieder aufhängen weil Sonne, wieder abnehmen, weil auf dem Zeltplatz Wäsche aufhängen verboten ist und so weiter und so fort. Am Abend waren wir sauber, die Wäsche einigermassen trocken, das Bett wieder frisch und wir zufrieden mit uns und der ganzen Welt.
 

Zelten mit Stil

Im Tetsa River PP kamen wir mit einem Ehepaar ins Gespräch die, wie so viele Kanadier, mit Auto und Zelt unterwegs waren. Die beiden haben in Inuvik gearbeitet und fanden unsere Pläne toll. Stolz führten sie uns ihre Zelteinrichtung vor: das eine Zelt war im wahrsten Sinn des Wortes ein Schlafzimmer mit einem riesigen Bett, dann gab es eine Warmwasseraufbereitungsanlage, das Feuerholz gehörte ebenfalls zur Ausrüstung und alles zusammen passte in einen kleinen Nissan. Wau!.

 

Eier

Wir hatten wieder einmal Eier gekauft – das 12er Pack ist die kleinste Menge, die wir bisher gefunden haben – und wollten die Hälfte davon hart kochen um sie als Kaltessvorrat mitnehmen zu können. Unser Feuer war schon bald am brennen und ich setzte die Eier auf. Nach der ungefähren Kochzeit stellte sich das Problem des Abschreckens, aber eigentlich war’s ja keins, da wir einen relativ kalten See vor der Nase hatten. Also mit der Pfanne zum Wasser. Dummerweise ging’s relativ steil hinunter und der Sandstrand war leicht unterspült, so dass Urs stolperte und die Pfanne samt Eiern im See gelandet war. Nur zwei hatten die Abschreckung in dieser Form ganz überstanden, die anderen waren schon halb geschält, als wir sie aus dem Wasser fischten und die Pfanne musste auch leicht ausgebeult werden.






 

 

 

 

 

So weit weg – und ein wenig Galmis

In Jasper lebt Maria Reinhard, die schon lange Batiokas heisst und ursprünglich aus Rüttenen kommt. Sie wanderte vor mehr als 40 Jahren nach Kanada aus und hat hier ihre Familie aufgebaut – eine tolle Frau die viel erlebt und viel zu erzählen hat. Wir kannten uns nicht, ich hatte ihre Adresse von einem Neffen von ihr, und trotzdem sassen wir schon bald in ihrer Stube und erzählten uns, was wir wussten. Als wir dann auf den Campground fuhren, hatte ich gerade ein bisschen „längi Zyt“ nach daheim – und ein bisschen wehmütig ging der Tag zu Ende. Vor unserer Weiterfahrt schauten wir noch einmal bei Maria vorbei um uns zu verabschieden und nach einigem hin und her übernachteten wir schliesslich in einem ihrer Zimmer die sie sonst vermietet. Am Abend lud uns Maria auf die Terrasse des Châlet am Lake Edith ein. Der ganze See ist umgeben von Wochenendhäuschen, die wir allerdings eher als Villen bezeichnen würden und eine davon – wunderschön – gehört Marias Schwiegertochter. Wir sassen dort mit einem Glas Wein und genossen den Abend (mittlerweile war der Himmel wieder wolkenlos), erzählten, mal vom Reisen, mal von Rüttenen und mal vom Leben in Kanada. Es war wunderschön, friedlich und einfach nur gut.

Tipp: Die Zimmer bei Maria sind absolut empfehlenswert und wer nach Jasper kommt, sollte unbedingt bei ihr anfragen. Das Gartenzimmer hat ein Cheminée und ein eigenes Bad, ist mit Kitchenette und allem, was es braucht, ausgestattet. Superschön und sehr ruhig! Und dazu noch mit einer Vermieterin, die auch schweizerdeutsch spricht und die Gegend kennt wie eine Einheimische, die sie ja mittlerweile auch geworden ist.

 

Zeltplatzdieb!

Da wir nun wussten, dass die Zeltplätze wirklich knapp waren an diesem verlängerten Wochenende suchten wir bereits relativ früh nach einer Schlafgelegenheit. Wir fanden sie auf dem Jonas Creek Campground kurz vor dem Icefield Center etwa in der Mitte des Icefields Parkway, der berühmten Strasse durch die Rocky Mountains, die den Jasper Nationalpark mit jenem von Banff verbindet. Es war ein sehr einfacher Platz mit Selbstregistration und wir fragten unseren „Nachbarn“, ob wir, wenn wir registriert waren und den Zettel am Pfosten des nummerierten Platzes befestigt hätten, auch noch einmal wegfahren können. Der bestätigte das und wir taten wie geplant. Erst gegen Abend kamen wir wieder zurück. Und was mussten wir feststellen: unser Platz war anderweitig besetzt – von einem Kanadier, der bereits sein Zelt aufgestellt und ein Feuer entfacht hatte. Nach längeren Diskussionen und mit Unterstützung des „Nachbarn“, der ja Zeuge unserer Reservation war, begann der "Zeltplatzdieb" dann widerwillig zusammen zu packen. Als er begann, sein Zelt abzurotzen, tat er uns dann irgendwie doch leid und so boten wir ihm schliesslich an, den Platz zu teilen. Wir glauben, er was heilfroh, denn wenn ein Parkaufseher gekommen wäre, hätte er definitiv den Kürzeren gezogen.

 

 

Truckli-Alltag

So langsam wurde es Zeit für einen Tag „im und um’s Truckli“: wir arbeiteten – an der Sonne und mit viel kühlem Wind – endlich wieder einmal an unserer Internetseite, speicherten Fotos und sortierten alles, sonnten unser Bett und die Schlafsäcke, einfach so das, was ab und zu auch sein muss. Das haben wir generell ein wenig unterschätzt: Wieviel Zeit man braucht um zu schreiben, Fotos zu sortieren, und auch der Alltag ist, obwohl viel einfacher, nicht unbedingt weniger zeitaufwendig. Schon nur bis alles aus- und wieder eingeräumt ist...

 

... und zuletzt war es der Walmart

Da nun klar war, dass wir unsere Reise nicht wie geplant fortsetzen konnten, mussten wir neu planen. Nach Kartenstudium und Konsultation des Reisehandbuchs fanden wir eine Route, auf der wir Calgary umfahren konnten, die spannend tönte und auf der auch ein Schlafplatz angegeben war. Was wir nicht beachtet hatten: Der Schlafplatz war am Red Deer River der sich ähnlich wie der Milk River, ein grosses breites Bett in die Prärie gefressen hat. Um von dort aus weiter zu fahren, hätten wir eine kleine historische Fähre über den Fluss nehmen müssen... Die Landschaft war eindrücklich, der Fluss sowieso: er hatte den halben Zeltplatz überschwemmt und die Fähre hatte den Betrieb eingestellt. Wir stellten unser Truckli halt trotzdem vor dem Eingang ab und kochten Znacht. Kaum waren wir fertig mit Essen und Abwaschen, kam eine Hochwasser-patrouille und teilte uns höflich mit, dass wir hier nicht bleiben können über Nacht, da noch immer Hochwasseralarm bestehe. Wir mussten nach Drumheller ausweichen und standen schlussendlich dort auf dem Walmart Parkplatz.

 

Ein bisschen mehr als Service

ServiceCrewUnsere Service-Crew (ganz rechts: Dan)

Der Service ging locker und wir konnten alles fragen, was wir nicht so richtig wusste. Also packten wir auch noch unseren „Wagenheber“ aus und wollten uns erklären lassen, wo wir den am Besten ansetzen, wenn wir ein Rad wechseln müssten. Dan schüttelte den Kopf: Damit lässt sich ein Truckli wie unseres nicht heben. Und wenn der Untergrund nicht ganz fest und eben ist, schon gar nicht. Urs hatte das schon lange vermutet (einer der Gründe, dass wir uns Labrador nicht so ganz zutrauten) und so schafften wir uns eine Hi-Lift Jack an, ein Riesending, das wir vorne an der Stossstagen befestigen liessen. Da uns aber immer noch nicht klar war, wo wir hinten „lüpfen“ können, ging es letztlich dann unserem Unterfahrschutz an den Kragen. Dan fragte uns, wozu der gut sei, mit diesen Schrauben halte der ja nichts aus. Und als die beiden Jungs das Ding abgeschraubt hatten, lachten sie lauthals, denn das Rohr sah wohl massiv und stark aus, wog aber praktisch nichts. Nun wurde ein Trailer Hitch montiert. Nach einer Kurzdemo wie mit der Neuanschaffung umzugehen sei, hatten wir definitiv ein besseres Gefühl für unsere kommenden Offroad-Abenteuer.