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reifenspuren

ButtleLakeVancouver Island

6. September - 15. September 2013

Beim Warten auf die Fähre, die uns nach Port Hardy bringen sollte, herrschte dicker Nebel und wir befürchteten schon, dass wir von der ganzen Passage nicht viel mehr als Grau sehen würden. Aber da hatten wir uns gottlob gründlich getäuscht. Nach etwa zwei Stunden Fahrt lichtete sich der Nebel, der Himmel wurde blau und die Sonne strahlte bis sie unterging. Wir konnten den ganzen Tag draussen sitzen und die Aussicht auf Wälder und Berge geniessen. Auch Wale sahen wir, in ordentlicher Entfernung zwar, aber dennoch schön. Manchmal sah man eine ganze Weile nur Wasserfontänen aus dem Meer steigen und dann plötzlich kamen die schön geformten Flossen zum Vorschein. Elegant pflügten sich die Riesentiere durch den Ozean – wir hätten sie gerne noch ein kleines bisschen näher gehabt.

Bei Dunkelheit erreichten wir Port Hardy pünktlich um halb elf und fuhren auf den Quatse River Campground, der, im Gegensatz zu jenem in Prince Rupert, von einem sehr netten Ehepaar geführt wurde. Nach einem langen Fährentag schliefen wir wie die Murmeltiere und merkten nichts davon, dass in der Nacht offensichtlich ein Bär auf dem Zeltplatz war und jene Camper besucht hatte, die Essen und/oder Abfälle draussen gelassen hatten. Der Platz gefiel uns sehr gut und so blieben wir eine weitere Nacht, da wir einen Ausflug zum Cape Scott Provincial Park im Sinn hatten. Im Visitor Center besorgten wir uns die nötigen Unterlagen (die Gegend hier ist im Reiseführer und im Mile Post sehr schlecht beschrieben) und machten uns auf einer miserablen Schotterpiste zur mehr als sechzig Kilometer entfernten Josef Bay, die ab dem Parkplatz zu Fuss in etwa einer Stunde durch wunderschönen Regenwald zu erreichen war. Die Bäume wirkten uralt und hatten Moosbärte, so dass es zeitweise aussah, als ob Vorhänge in den Tannen hängen würden. Der Boden war mit Moos bedeckt und irgendwie erinnerte es uns hier ein wenig an die Wälder des Baltikums. Es dauerte auch nicht lange, fanden wir Eierschwämmli und pflückten, soviel wir mitnehmen konnten. An der einsamen Meeresbucht hatten sich ein paar unentwegte Zelt-Camper niedergelassen und versuchten ihr Glück beim Fischen an der Flussmündung. Als wir nach dem Abendessen bereits bei Einbruch der Dunkelheit dem Fluss entlang spazierten, kreuzte ein relativ grosser Schwarzbär unseren Weg und verschwand rasch im Gestrüpp der Uferböschung, wohin er wahrscheinlich auch wollte: Zum Fischen. Somit wussten wir gerade, dass sie auch Vancouver Island bewohnten...

Am Schoen Lake, unserer nächsten Station (Wald, See, Berg), schenkten uns unsere Nachbarn, die aus Port Alberni kamen und mit einem uralten, aber ganz schönen Camper unterwegs waren, reife Tomaten aus dem Garten - sie schmeckten himmlisch. Die beiden interessierten sich für unser Truckli und staunten vor allem über unseren geringen Dieselverbrauch. Sie sagten, sie bräuchten eine Gallone für acht Meilen und so können sie nicht wirklich weit fahren und müssen bei jeder Gelegenheit Benzin tanken. Wir wunderten uns, dass die beiden mit ihrem Fahrzeug hierher gefahren waren, denn die dreizehn Kilometer waren vom schlechtesten, was wir bisher angetroffen hatten, eigentlich ein besseres Bachbett. Unsere beiden Forellenfilets, die wir geschenkt bekommen hatten, brieten wir an diesem Abend, konnten aber beim besten Willen nur eines essen. So hatten wir noch einmal ein Znacht aus kaltem Fisch, warmen, selbstgesuchten Eierschwämmli und über dem Feuer gebratenem Knoblauchbrot – es schmeckte wunderbar am nächsten Abend am Buttle Lake. Seit mehr als zwei Wochen hatten wir keinen Regen mehr und die Temperaturen wurden immer angenehmer. Am Buttle Lake hatte ich wieder einmal gebadet und es war einfach nur erfrischend. Wir hätten nie gedacht, dass wir in Kanada noch braun würden, aber nun waren wir es. Unter diesen Bedingungen machten wir einen weiteren Abstecher zum Pacific Rim Nationalpark, aber das Wetter war so schön, dass wir nicht allzuweit fuhren und schon am Sproat Lake wieder Halt machten und auch gleich über Nacht blieben. Gebadet hatten wir diesmal nicht, aber eine schöne Dusche genossen wir sehr und unser abendliches Feuer wärmte uns noch bis spät. Auch am folgenden Tag legten wir keine Riesenstrecke zurück. Als wir so gegen elf beim Visitor Center an der Küste ankamen, empfahl uns der Berater dort, sofort zum Campground zu fahren, denn sonst hätten wir keine Chance mehr, einen Platz zu bekommen. Der Green Point Zeltplatz wäre bei diesem Wetter very busy. Also liessen wir Ucluelet links liegen und fuhren in die andere Richtung. Wirklich, wir bekamen nur mit Glück einen Platz, es war alles ausgebucht oder bereits wieder reserviert. Zufrieden montierten wir unser Besetzt-Kärtchen auf einem urtümlichen Waldplatz zwischen Baumriesen mit Moosbärten, Farn und Baumwurzeln. Anschliessend erkundeten wir den Park, dessen Regenwald bis an die wildromantische Küste reicht. Tofino am einen Parkende ist ein Touristenörtchen mit einem recht guten Lebensmittelladen, Ucluelet am andern Ende ebenfalls vorwiegend für den Tourismus gewachsen. Entlang der ganzen Küste gab es immer wieder kürzere und längere Wege zum Strand, die durch sehr eindrücklichen Regenwald an die Küste führten. Dort wo man mit dem Auto hinfahren konnte, tummelte sich die Wellenreiter-Gemeinschaft und genoss die Ritte auf den riesigen heranrollenden Wellen. Das Visitor Center des Parkes war sehr sehenswert, es wird dort vor allem die Geschichte und das Leben der Ureinwohner (Indianer) dargestellt und gezeigt, wie sie Land und Meer für ihr Leben nutzten. Die Ausstellung war schön gemacht und in einem grosszügigen Gebäude mit mehreren Terrassen und Aussichtsplattformen mit Blick auf den Pazifik untergebracht. Offenbar kann man von hier aus bei guter Sicht und zum richtigem Zeitpunkt Wale beobachten.

Am nächsten Morgen war das Wetter schlechter geworden, es regnete und wir mussten uns entscheiden, ob wir noch einen Tag an der Küste bleiben wollten. Aber weder Regenwald- noch Meerspaziergänge machen wirklich Spass, wenn man nass wird und keine richtige Möglichkeit hat, Kleider und Schuhe wieder zu trocknen. Und insgeheim rechneten wir damit, dass es im Landesinnern und auf der anderen Seite eher schöner war. So überquerten wir die Insel wieder und wirklich, schon bald zeigte sich die Sonne und in Parksville, wo wir übernachteten, war der Meerspaziergang sonnig und den Abend verbrachten wir schön trocken am Lagerfeuer.

So langsam näherten wir uns dem Süden, das heisst Victoria und wir merkten, dass wir nur noch am Trödeln waren, denn der Abschied von Kanada fiel uns beiden wirklich schwer. Wir hatten noch nicht richtig entschieden, welche Route wir in den USA fahren wollten, ob wir nach Port Angeles oder doch nach Anacortes übersetzen sollten, ob wir Seattle und vor allem die Boeing Werke besuchen wollten und überhaupt: Mit den USA hatten wir uns erst im Grossen, nicht aber im Detail auseinandergesetzt. Das lag sicher zum grossen Teil daran, dass wir uns in Kanada so ausgesprochen wohl fühlten. Jetzt mussten wir aber. Der Süden von Vancouver Island war für uns nicht mehr ganz so spannend. Die Tourismus Infrastruktur war für unseren Geschmack schon stark ausgebaut, den dichteren Verkehr waren wir nicht mehr wirklich gewohnt und die einsamen Strassen, Wälder und Seen gehörten so langsam der Vergangenheit an.

Victoria hatte uns aber sehr gut gefallen. Es ist eine charmante Stadt am Meer, mit mildem Klima, einer sehr schönen Strandpromenade, aber auch einer reizvollen Altstadt und einem winzigen Chinatown. An diesem Wochenende war ein Festival in der Stadt und überall gab es viel zu schauen: Strassenkünstler auf einem eigens dafür abgesperrten Bereich der Seepromenade, Strassenmaler, für die die Government Street gesperrt war, damit sie ihre Riesenbilder malen konnten, ein grosser Platz mit Bühne, auf der indianische Tänze und Gesänge geboten wurden. Wir verbrachten einen kurzweiligen Tag in der Stadt und als wir in den Wald zurück fuhren, mussten wir schon ein wenig den Kopf schütteln ob unserem Entscheid. Aber so war’s und das letzte Lagerfeuer in Kanada haben wir zelebriert und genossen und alles Holz bis auf den letzten Sprenzel verbrannt.

Am Morgen mussten wir uns nicht beeilen, denn wir hatten ja jetzt die Nachmittagsfähre gebucht. So konnten wir noch einmal in aller Ruhe durch das Städtchen bummeln und uns ansehen, was wir noch nicht gesehen hatten. Den Afternoon Tea im The Empress liessen wir auch diesmal aus, denn wir hatten ja nicht reserviert und 55$ wollten wir auch nicht investieren...

Die Einreiseformalitäten für die USA gestalteten sich auch hier denkbar einfach und unkompliziert. Wir mussten mit dem Pass in ein Büro, damit er eingescannt werden konnte, die Grenzbeamtin staunte über unsere Aufenthaltsdauer, die wir in Alaska bekommen hatten und fragte, was wir denn so lange in den USA wollten. Mit der Antwort „reisen“ war sie zufrieden und das war’s. Wir fuhren auf’s Schiff und pünktlich zur Abfahrt um drei Uhr begann es zu regnen und hörte nicht mehr auf bis wir am späten Abend im Olympic Nationalpark in den USA auf dem „Heart of the Hills“ Campground im Wald mit einem kalten Picknick-Nachtessen im Bauch einschliefen.

 

 

 

Hotel Château FrontenacKanada zum zweiten Mal

18. August - 6. September 2013

Unsere erste Station wieder im Yukon war die Decrustion Bay am wunderschönen Kluane Lake. Wir waren rechtzeitig auf dem Congdong Creek Campground und konnten unsere immer noch nicht trockene Wäsche endlich aufhängen. Allerdings wurde der Himmel immer dunkler und Regen immer wahrscheinlicher. Am nächsten Morgen tat es uns ein bisschen leid, dass wir vom Kluane Lake nicht mehr Fotos gemacht hatten, denn der Himmel zeigte sich immer noch wolkenverhangen und trüb, kein gutes Licht für Landschaftsbilder.

In Whitehorse mussten wir wieder einmal Grosseinkauf machen - der Kaffee hatte gerade noch gereicht, Konfi, Vorräte, Gemüse und Fleisch, alles war so ziemlich aufgebraucht. Dann sahen wir uns nach einem schönen Platz um und landeten zuletzt wieder auf einem Yukon Park Campground (Wolfs Creek) etwa 10km ausserhalb des Städtchens mit Tischen, Feuerstelle und Feuerholz, das man selber spalten muss. Wir blieben vier Nächte da und kamen uns so langsam wie Waldmenschen vor... Weil wir hier unsere Kanutour machen wollten, war der nächste Tag mit der Besichtigung von Whitehorse und der Organisation des Kanutrips bereits verplant. Whitehorse ist ein gemütliches Provinzstädtchen, aber nicht so nostalgisch-historisch-lebendig wie wir Dawson City erlebt hatten. Ich hätte mir beispielsweise hier nie eine Show wie im Tooth Gertie’s Gambling Hall angeschaut denn hier passte es für uns nicht mehr. Whitehorse erlebten wir moderner und geschäftiger, es herrschte eine ganz andere Atmosphäre, die uns aber gut gefiel. Wir spazierten dem hier schnell fliessenden blau-grünen Yukon entlang, sahen uns das Städtchen an und suchten die Kanoe People, die uns für unser Vorhaben am geeignetsten erschienen. Sie haben ihr Geschäft direkt am Yukon und wir erklärten unsere Absicht: Eine geführte mehrtägige Kanutour für Anfänger/innen. Die junge Frau im Geschäft zeigte uns, was noch durchgeführt wird und wir realisierten, dass wir uns wohl schon dem Saisonende näherten, denn es gab nicht mehr wirklich viel. Am Sonntag startete eine viertägige Yukontour ab Ende Lake Labarge bis zum Big Salmon River, die jedoch schon sechzehn Teilnehmende hatte, die meisten davon Japaner. Wir überlegten ein Weilchen und entschieden uns, dieses Abenteuer zu wagen. Inzwischen hatte Emily (so hiess die junge Frau) mit ihrem Vater, dem Chef des Ganzen, telefoniert und dieser hatte erklärt, dass die Gruppe zu gross würde und wir nicht mehr mitkommen könnten. Unser Frust war riesig! Ziemlich wortkarg verabschiedeten wir uns und wussten nicht so recht, was wir nun tun wollten. Allein trauten wir uns die Tour nicht so ganz zu. Kanu fahren, Schlafplatz suchen, alles ausladen und wieder einladen ohne zu kentern, übernachten im Zelt – so ganz ohne Erfahrung schien uns das zu riskant. So enttäuscht mussten wir aufpassen, dass wir unsere schlechte Laune nicht aneinander auslebten. Schweigsam machten wir einen langen Spaziergang alles dem Yukon entlang bis zur grossen Fischtreppe, mit deren Hilfe die Lachse trotz des Kraftwerks ihren Weg zu ihren Laichgründen finden. Bis am Abend hatten wir uns erholt und beschlossen, hier einen weiteren Tag zu verbringen, an der Homepage zu arbeiten, Whitehorse noch etwas genauer zu besichtigen und eine schöne heisse Dusche zu suchen – viel anderes war gar nicht möglich, denn das Wetter war kühl und regnerisch. Das Kanu fahren liess uns aber noch nicht los und wir erkundigten uns diesmal danach, ob absolute Anfänger allein auf eine Tagestour könnten – ob viele kentern, ob gefährlich, wie gefährlich... Fast entschlossen, einen Tagesausflug zu wagen, gingen wir schlafen und als uns dann die Sonne weckte, war es klar: Ab in das Kanu und den Yukon runter Richtung See. Emily gab uns die nötigsten Instruktionen und mit Herzklopfen stiegen wir ein, paddelten in die Strömung, liessen uns drehen und schon waren wir unterwegs. Es war gar nicht wirklich schwierig und bald genossen wir die Fahrt, die uns eine ganz neue Perspektive auf diesen wunderschönen Fluss und seine teilweise sehr steilen und immer waldigen Ufern. Wir sahen Adler und speziell Weisskopfseeadler. Zwei von ihnen konnten wir dabei beobachten, wie sie eine Ente attackierten und dann wohl töteten. Wir waren total begeistert und bedauerten sehr, dass wir die Tour nicht mitfahren konnten. Aber zumindest wissen wir nun, dass wir’s könnten. Wenn sich nicht schon langsam der Herbst bemerkbar gemacht hätte, hätten wir wohl diese oder eine ähnliche Tour allein gemacht. Aber jetzt hatte es halt einfach nicht sein sollen.

Nach vier Nächten in „unserem Wald“ fuhren wir nach Skagway und waren wir wieder mitten in einem Goldrausch-Städtchen, das sich mit Tourismus ganz gut über Wasser hält im Gegensatz zum Nachbarort Dyea, welcher nicht mehr existiert obwohl er der Ausgangspunkt für den langen und beschwerlichen Weg über den Chilkoot-Pass zu den Goldfunden am Klondike-River war. Es gab dort aber noch zwei Campingplätze und diese waren wesentlich schöner als jene direkt in Skagway. Das Städtchen konnte nach dem kurzen Goldrausch weiter existieren, weil von hier aus eine Eisenbahn über den White Pass (die andere, aber weitere Route an den Klondike) gebaut und touristisch geschickt genutzt wurde und immer noch wird. Im Hafen von Skagway liegen während der Woche immer zwei bis drei Kreuzfahrtschiffe und die Passagiere lassen sich für teures Geld auf den White Pass oder weiter bis Bennett, Frazer oder gar nach Carcross und wieder zurück fahren. Der Ort ist eine Mischung aus Freiluftmuseum, geschäftigem Touristenort mit Souvenier- und Juwelierläden ohne Ende, dem Bahnhof natürlich und ein paar wenigen Restaurants. Das ganze ist informationsmässig sehr gut aufgebaut und wir bekamen noch einmal einen guten Einblick in diese Goldrausch-Zeit, die ja eigentlich kaum mehr als ein Jahr gedauert hatte.

Von hier aus erwogen wir, mit dem Fährschiff nach Haines zu fahren. Aber das Wetter verschlechterte sich wieder dermassen, dass wir nach einem Regentag in Skagway entschieden, wieder nordwärts zu fahren. Als wir gegen Abend bei besserem Wetter wieder in Whitehorse auf unserem Waldcampground ankamen, selbstverständlich nach einer heissen Dusche, hatten wir das Gefühl, heimgekommen zu sein.

Am nächsten Morgen wagten wir noch einmal die Fahrt gen Süden, diesmal nach Atlin. Das Dorf liegt wirklich sehr schön an diesem riesigen, von Bergen umgebenen See (auch wenn wir nicht ganz so schönes Wetter hatten wie auf den Prospekten) und ist wie so viele andere Siedlungen ein Überbleibsel aus Goldrauschzeiten (in den beiden Goldrauschjahren mit 10'000 Einwohnern, heute mit knapp 500.) Wir fuhren weiter dem See entlang bis fast zum Ende der Strasse und fanden einen der schönsten Übernachtungsplätze direkt am See. Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt Richtung Watson Lake fort und beendeten unsere Etappe am Lake Morley, von dem wir schon viel gehört und gelesen hatten. Es war wirklich traumhaft und wir waren wieder ganz allein da. Wir nutzten den Platz und das schöne (leider etwas zügige und dadurch kühle) Wetter, um wieder einmal zu lesen, schreiben, Strickplätzli zusammen zu nähen und einfach ein wenig zu faulenzen. Das tönt wahrscheinlich komisch, wenn das jemand liest, aber das Reisen ist auch anstrengend und dann sind solche Pausen genau das Richtige. Wir genossen sie auf jeden Fall.

Wieder in Watson Lake angekommen, überlegten wir nur kurz, ob wir im Dorf auf dem Zeltplatz einkehren oder wieder in den Wald auf den „Häfeli-Zeltplatz“ fahren wollten. Wir taten letzteres, nachdem wir im Dorf geduscht, eingekauft und getankt hatten. Wir hatten lustigerweise wieder Schweizer auf dem Nachbarplatz, allerdings waren die bei weitem nicht so nett wie die Häfelis und wir hatten ein wenig längi Zyt nach Georges und Gaby, mit denen wir einen so schönen Abend verbracht und das Holzen gelernt hatten.

Nun hatten wir den Cassiar High Way auf dem Programm und starteten bei strahlend schönem Wetter, welches die ganze Woche anhielt. Bereits am Boya Lake schlugen wir auf einem gepflegten Provincial Park Campground unser Lager auf, denn wir fanden es schade, bei so schönem Wetter im Auto zu sitzen. Auch am nächsten Tag fuhren wir nicht sehr weit, am Mittag liessen wir uns am Kinaskan Lake nieder, ebenfalls ein Platz direkt am See und ebenfalls traumhaft schön und das Wetter wie gehabt: Sonne pur, wir konnten es kaum glauben. Der Cassiar Highway begann sich so langsam zu einem Highlight zu entwickeln. Die strahlende Sonne, das sich bereits leicht verfärbende Laub, rötlich verblühte Pflanzen am Strassenrand und darüber blauer Himmel, das hatten wir schon eine zeitlang nicht mehr so intensiv erlebt. Und jeden Abend einen traumhaft gelegenen Zeltplatz an einem See – paradiesisch. Auch die Fahrt nach Steward und Hyder war wunderschön und wir bekamen so langsam ein wenig „Schönwetter-Stress“, denn wir rechneten eigentlich damit, dass es jederzeit wieder bewölkt sein könnte und so fuhren wir gleichentags über Hyder hinaus bis zum Aussichtspunkt auf den Salmon-Gletscher, der sich uns in seiner ganzen Pracht, ohne ein Wölklein am Himmel und wirklich atemberaubend zeigte. Die Fahrt auf der Holperpiste in die Höhe hatte sich wirklich gelohnt. Auf der Rückfahrt hielten wir kurz vor Hyder auf dem Steg bzw. der Plattform dem Salmon River entlang nach fischenden Bären Ausschau (wir waren nicht die Einzigen...) – aber erfolglos. Der Lachszug war hier eher schon am Abnehmen und der Bach war voller toter Lachse, die ihre Bestimmung offenbar erfüllt hatten und nun zu Nahrung für ihre Nachkommen wurden. Wir fuhren zurück ins Dorf und übernachteten auf dem „Run a Muck“ Campingplatz, der von einem leutseligen älteren Mann betrieben wurde. Am frühen Morgen (mit Wecker aufgestanden), versuchten wir unser Glück bei den Bären noch einmal und sahen einen im Gebüsch, der sich vor den vielen Menschen, die ihn fotografieren wollten, versteckte – und liessen es dann sein. Eigentlich hatten wir ja schon viele Bären gesehen, auch fischende, und mit so vielen Leuten machte es irgendwie gar keinen Spass.

Wir fuhren wieder zurück, sahen unterwegs noch zweimal Bären die Strasse überqueren und es war noch Vormittag, als wir unser Lager auf dem Meziadin Lake Campground aufschlugen und gleich zwei Nächte blieben. Wir genossen die Wärme und den See in vollen Zügen – ich konnte sogar noch baden ohne zu frieren – lasen, faulenzten und liessen einfach ein wenig die Seele baumeln. Aber so langsam wurde unser Brot knapp und unser Fährendatum rückte auch näher. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von diesem wunderschönen Ort, der sich in nächster Zeit sicher stark verändern wird, denn überall sind Steckdosen vorbereitet. Der Zeltplatz soll elektrifizert werden wenn einmal die grossen Leitungen, die entlang des High Way im Bau sind, stehen und in Betrieb sind. Schade eigentlich, denn so war der Platz wirklich ein Juwel und an Kundschaft fehlte es auch nicht, auch wenn es keine Services gab. Hauptsache ein Platz und eine Feuerstelle, denn jeden Abend brannten die Lagerfeuer munter und die Menschen sassen wie wir noch lange draussen und genossen das milde Spätsommerwetter. Auch die restliche Cassiar-Strecke war sehr schön, die Flüsse voller Lachse und die Bären am Fischen. In Prince Rupert hatten wir dann einen sehr viel weniger schönen, dafür sehr viel teureren Zeltplatz. Wir mussten grad ein bisschen leer schlucken, aber wir waren halt sowohl im Yukon als auch in Alaska und im bisherigen British Columbia sehr verwöhnt worden mit schönen Übernachtungsplätzen.

Im Städtchen gingen wir auf Entdeckungstour, das sich für den Tourismus herausgeputzt hatte. Ein Quartier mit dem Namen Cow Bay geht auf einen Schweizer zurück, der seine Kuhherde auf einem Schiff hierher gebracht und ausgeladen hatte. An diesem Abend machten wir kein Feuer, kochten uns aber doch ein Abendessen auf dem Benzinkocher. Wir sassen noch eine Weile draussen und merkten zu spät, dass es Sandflies oder etwas ähnliches hatte. Meine Hände und Fussgelenke waren so verstochen, dass ich kaum schlafen konnte in der folgenden Nacht. Bereits um fünf Uhr mussten wir aufstehen, da wir noch vor sechs Uhr auf dem Fährhafen sein mussten.

 

Abschied

Abschied

Trotzdem wir immer kürzere Etappen machten auf Vancouver Island, merkten wir irgend einmal, dass das nicht nur mit dem schönen Wetter, das uns wirklich verwöhnte, zu tun hatte, sondern damit, dass wir so den Abschied von diesem wunderschönen Riesenland noch ein bisschen herauszögern konnten. Es half alles nichts und der Herbst machte sich auch immer deutlicher bemerkbar. Wir fuhren also nach Victoria an den Fährterminal und machten uns kundig, wie das hier geht mit der Überfahrt in die USA. Wir hatten keine Reservation und wollten am nächsten Tag nun doch nach Port Angeles und weiter in den Olympic Nationalpark. Die Plätze, die man reservieren konnte für die Vormittagsfähre waren schon ausgebucht, aber wir hätten die Möglichkeit gehabt, am Abend direkt am Terminal zu parkieren, im Auto zu schlafen (Infrastruktur wäre vorhanden) und dann am Morgen früh gleich die Tickets zu kaufen, die man eben nicht reservieren konnte. Ein gutes Angebot, aber wir hatten noch Holz zum Feuern, Fleisch und Gemüse zum Kochen und das müssten wir ja dann wohl alles abgeben beim Grenzübertritt... Den Campground hatten wir auch schon reserviert und unser Trittli aus dem Chuchilade in Solothurn, das uns immer noch zum Einsteigen diente, dort gelassen – es ging zu schnell und war zu überraschend, wir konnten das nicht so machen. Also reservierten wir die Nachmittagsfähre. Verstandesmässig sicher nicht der optimalste Entscheid, aber gefühlsmässig schon. Beim Zurückfahren in den Wald rechneten wir aus, was uns das ganze gekostet hatte: Es hätte ein schönes Abendessen gegeben in der Stadt.

Kanada, der ganze Weg von Osten nach Westen und von Norden nach Süden liessen wir mit der Überfahrt hinter uns. Nachdenklich und wehmütig sassen wir auf der Fähre: Unsere ersten "Weltreise-Kilometer" fuhren wir in diesem Land , wir lernten so viel, nicht nur über's Reisen und Campen, über Land und Leute, Pflanzen und Tiere, auch über uns selber und unser zusammen leben. Wir schauen gern zurück! Und so ganz zaghaft begannen wir uns auf unser USA-Abenteuer zu freuen!

 

 

 

 

Urs in Aktion

So kennen wahrscheinlich die wenigsten Urs ...

UrsbeimHolzen
Das Leben im Wald und an den Seen gefiel uns nach wie vor ausgezeichnet. Die Zeltplätze in den Provinz Parks lagen wirklich fast ausnahmslos sehr sehr schön und waren mit allem Nötigen ausgestattet: Tisch und Bänke, Feuerstelle, Wasser und Plumpsklo. Wir hatten jeden Abend ein richtiges Koch- und Lagerfeuer und seit Urs so gut holzen kann, ist es auch nicht mehr so schwierig, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine schöne Glut zum Kochen zu haben. Mit kleineren Scheiten geht alles wesentlich besser.

 

Frühlingsputz im Herbst

Frühlingsputz am Lake  Boya

Auch das muss sein von Zeit zu Zeit. Am Boya Lake putzten wir wieder einmal unser ganzes Auto, sonnten die Betten und Schlafsäcke, fegten die Bettbretter und hatten am Abend wieder ein richtig sauberes Truckli.

 

Die Freuden des Herbstes

SteinpilzevomCampgroundinHyder

Beim Aussteigen auf dem Zeltplatz in Hyder sahen wir eine Menge Fliegenpilze in verschiedenen Stadien und beim näheren Hinschauen fehlte es auch nicht an Steinpilzen, obwohl der Platz gut besetzt war. Ich pflückte einen, ging damit zum Zeltplatzbesitzer und fragte ihn, ob sie solche Pilze nicht essen würden. Er verneinte (er isst nur Champignons aus dem Supermarkt) und lud mich ein, zu pflücken so viel ich möchte. Das liessen wir uns nicht zweimal sagen und blitzschnell hatten wir unser blaues Löcherbecken mit frischen Steinpilzen gefüllt.

 

Laundromat

In Prince Rupert wuschen zum ersten Mal in einem richtigen städtischen Laundromat. Das war noch spannend. Der Mann, der den Laden betrieb, zeigte mir, welche Maschine ich wie nutzen und wieviel ich ungefähr einfüllen konnte. Auch über die Dauer der Wäsche wurde ich aufgeklärt: 30 Minuten pro Maschine mit Vorwaschen, Hauptwaschen und Spülen/Schleudern. So wirklich sauber, wie wir uns das von der Schweiz her gewohnt waren, wurde die Wäsche auch hier nicht, aber alles duftete wieder frisch. Die bereit stehenden Tische boten genügend Platz um die saubere Wäsche zusammen zu falten. Es kamen viele Leute zum Waschen, die einen gaben die Wäsche dem Betreiber ab und dieser erledigte alles, inklusive zusammenfalten, andere aber machten es wie ich, lasen auf dem Sofa Zeitung oder ein Buch und warteten, bis gewaschen bzw. alles getrocknet war.